Manfred M. Lang,
Wenn ein Großer nicht mehr ist,
dann suhlen sich die Kleinen in ihren möglichst originellen, pseudointelligenten Worthülsenkakophonien. Brauchbar für jede Übertreibungshitliste zwischen Scheibbs und Nebraska.
Kaum war Alfred Hrdlicka tot, brachen alle Dämme des politischen Nachrufheuchelns, -lügens und –schmeichelns.
„Die Obrigkeit ist das größte Verbrechertum, das es gibt“.
Eine überzeugte Ansage eines überzeugenden Künstlers.
Aber die Worte prallten leider ungnädig an der Zielgruppe ab.
Denn die Obrigkeit rächte sich mit wohlklingendem Nachrufgewäsch.
Da wird ein ehrendes Andenken als Selbstverständlichkeit eingefordert, da wird einer der „herausragendsten Künstler Österreichs“, ein „Titan der internationalen Kunst“, „ein Künstler von Weltformat“ posthum und zum Wohle der österreichischen Politlobhudler selbst gefeiert.
Da wird „sein Lebenswerk zum Auftrag zur Verbesserung dieser Welt“ – und vieles andere an Unsäglichkeiten mehr.
Und wenn eine freiheitliche so genannte Kultursprecherin dann auch noch die parteikonforme obskure Nachrufentschuldigung absondert: „Sein Naheverhältnis zum Kommunismus kam vom Herzen und war nicht an den Zeitgeist gebunden", dann hat Alfred Hrdlicka hoffentlich die Jenseitsgröße, über das Verbrechertum der Obrigkeit herzhaft lachen zu können.
Ein großer Künstler wie er bringt das schon.
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