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Die Aktion, die Bühne, die Kamera

Immer gut für spannende Probebohrungen durch das visuelle Material der Gegenwart, organisiert der Wiener Experimentalfilmverleih sixpackfilm eine Reihe mit Performancefilmen und –videos. Spielort ist wieder das Top Kino, in dem auch sonst die Mittwochsveranstaltungen zu Themen des österreichischen Kurz- und Experimentalfilmschaffens statt finden. „13 Lessons in Performance Art” fokussiert Filme und Videos mit vorwiegend feministischen Sichtweisen und Inhalten. Die 13 Programme enthalten einerseits Klassiker des Performancefilms seit den Sechzigern wie Chantal Akermans subversive, erste Arbeit „Saute ma ville“ (1968), John Cages einflussreiche TV-Performance „Water Walk“ (1960) oder Martha Roslers davon inspirierte Arbeit „Semiotics of the Kitchen“ (1975). Andererseits handeln sie von der Gegenwart. Im Programm „Perform. Perform. Perform“ etwa hält Andrea Fraser ihr flamboyantes „Official Welcome“ (2001/2003), ein halbstündiger Auftritt, bei dem sie Vernissagen-Begrüßungen und öffentliche Künstlerauftritte nachspielt. Valie Export überlässt den großen Auftritt ihrem Kehlkopf, aus dem uns ein Laryngoskop synchrone Bilder jener (Exports) Stimme liefert, der wir bei dem Sprechen über sich selbst zuhören. „Frau + Mann + Sex“ mit Videos von Sanja Ivecovic, Carolee Schneemann, Tracey Emin und Keren Cytter zeigt nicht nur den Performance-Künstler, Poeten – und u. a. Hauptdarsteller von Andy Warhols Film „Sleep“ – John Giorno bei einer Rede mit dem Titel „Just Say No To Family Values“ (2005), sondern auch ein neueres Video von Marina Abramovic, „Balkan Erotic Epic“ (2006), in dem die Performance-Altmeisterin selbst die Kleider (die meiste Zeit über) anbehält, aber in ironischer Weise von seltsamen balkanischen Fruchtbarkeitsriten und sexualisierten Abwehrzaubern berichtet. Ihre eigene Rolle bleibt (weitgehend) auf die einer Forscherin beschränkt. Und genau von diesen vielen Rollen, die KünstlerInnen heute übernehmen müssen, handelt „A Portrait Of the Artist As a Worker (Rmx.)“ (2000) der Deutschen Ina Wudkte. Lässt die Clowns-Maske noch an einen Künstler-Ahnen aus dem Perfomance-Sektor, Bruce Naumans „Clown Torture“ von 1987, denken, so rezitiert Wudkte einen englischen Text über die multiplen Persönlichkeiten von KünstlerInnen und wird mit jeder neuen Variation dabei wütender, wechselt die Rollen und die Perspektive: „You’re a photographer but you’re also a DJ. You have a magazine, you’re a publisher but you also organize parties…” Was Wudtke damit über den Status des KünstlerInnen-Daseins der Gegenwart aussagt, lässt sich in solcher Vielschichtigkeit, Prägnanz und Dichte wohl nur im Medium Performance sagen.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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