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Baselitz. Eine Retrospektive: Das Altern der wilden Kerle

Polke war schon da, der Richter letztes Jahr ebenfalls, nun also Baseliz. Auch diesmal war es Götz Adriani, der im Museum Frieder Burda in Baden-Baden einen der Großmeister der deutschen Malerei in Szene gesetzt hat. Nicht weniger als „50 Jahre Malerei“, so auch der Titel, sind nun unter dem Dach des 2004 eröffneten Richard Meier-Baues versammelt, gleich nebenan, in der knapp 100 Jahre älteren Kunsthalle Baden-Baden widmet man sich unter der Kuratorenschaft der Direktorin Karola Kraus mit „30 Jahre Skulptur“ dem bildhauerischen Werk des Künstlers. Für die beiden Häuser ist dies die erste Koproduktion, all zu eng dürfte man allerdings nicht zusammengearbeitet haben, denn abgesehen vom Medium, könnten die beiden Präsentationen unterschiedlicher nicht sein. War Toni Stoos letzten Sommer mit der Baselitz-Retrospektive im Salzburger Museum der Moderne noch angetreten, zu zeigen „was woher kommt und sich wie verändert“, so will sich im Museum Frieder Burder nicht so recht erschliessen, welche Idee oder Ordnung der Ausstellung zu Grunde liegt. So arbeitet man sich vom Keller, wo unter dem Frühwerk auch eine Studie des einstigen Skandalbild „Große Nacht im Eimer“ hängt, ins Erdgeschoss und mag sich dort über die Beliebigkeit der Zusammenstellung von Großformatigen aus verschiedenen Jahrzehnten wundern, um im nächsten Geschoss die Geste die Bilder der Malerei wegen auf den Kopf zu stellen, dann nur noch banal zu finden. Entschädigt wird man hingegen im letzten Stockwerk mit den Heldenbildern aus den Jahren 1965/66 und den darauffolgenden grandios gemalten Frakturbildern. In dem Euvre von Georg Baselitz, das durch seine radikalen Brüche interessant wird und, wie er selbst beschreibt, nach dem Prinzip von Disharmonie, der Unausgewogenheit und Zerstörung lebt, hätte eine klare These gut oder zumindest eine strenge Chronologie gut getan, so wurde es zu einer Ansammlung eines „das also gibt es alles“. Ein Haus weiter in der Kunsthalle hingegen hat man Strenge walten lassen. Pro Raum wird eine Skulptur nach formalen Gesichtspunkten einem Gemälde gegenübergestellt. Das mag zwar arg kunsthistorisch anmuten, doch spannend sind diese Begegnungen allemal. Auch hat Karola Kraus auf die Herausgabe eines weitern Ausstellungskataloges verzichtet und stattdessen das Werkverzeichnis der Skulpturen ediert. Starker Auftritt, reife Leistung!
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Baselitz. Eine Retrospektive
21.11.2009 - 14.03.2010

Museum Frieder Burda
76530 Baden-Baden, Lichtentaler Allee 8 b
Tel: +49 (0) 72 21 / 3 98 98-0, Fax: +49 (0) 72 21 / 3 98 98-30
Email: office@museum-frieder-burda.de
http://www.sammlung-frieder-burda.de
Öffnungszeiten: Di - So 11.00 - 18.00


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