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Jan Serych - Paramnesia: Existentiell und intellektuell

Das Erste, was in der derzeitigen Schau des 1972 geborenen Künstlers ins Auge springt, ist mit Sicherheit auch das wichtigste Kunstwerk dieser Ausstellung: Eine Reihe schwarzer Leinwände mit Textfragmenten und einem weißen Punkt in der Mitte in gleichmässigen Abständen frei im Raum aufgestellt. Als zweites fällt auf, dass es völlig enigmatische Zitatfragmente und Formeln zu sein scheinen, die hier Weiß auf Schwarz zu entziffern sind. Beim Entlanggehen erschließt sich nach und nach das gedankliche Spiel mit Assoziationen, welches sich von einem Bild zum nächsten immer fortspinnt. Da wird mit der Zahl „Pi“, die in der Physik so wichtig ist, begonnen um über den Absoluten Nullpunkt von 0 Kelvin (-273,15 Grad Celsius) bis zum einzelnen Punkt auf schwarzer Fläche, dem einen Unteilbaren, zu gelangen. Neben derlei physikalischen und philosophischen Anspielungen findet sich aber auch zumindest eine Bezugnahme auf den Kunst-Kontext selbst, nämlich auf Nam June Paik. Diese Reihe an Assoziationen ist aber weniger Bildende Kunst im herkömmlichen Sinn, als vielmehr eine intellektuelle Spielerei, ein Vergnügen für philosophisch aber vor allem physikalisch zumindest halbgebildete Betrachter. Das ästhetische, optische Vergnügen, der Reiz des Sehens, bleibt hier unbefriedigt. Bei diesem Werk meint Sehen Verstehen, nicht Betrachten, denn zu betrachten gibt es hier nicht viel. Im Gegensatz dazu lassen die ebenfalls sehr streng in Schwarz/Weiß komponierten Leinwände mit den Titeln Part 1, Part 2, Part 3 sehr wohl so etwas wie ein rein ästhetisches Vergnügen zu. Im Besonderen sticht hier allerdings die gelungene Komposition hervor. Eine durchaus charmante aber stark unterkühlte Schau eines Künstlers, der sich wohl ganz bewusst an ein sehr intellektuelles Publikum wendet.
Mehr Texte von Wolfgang Pichler

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Jan Serych - Paramnesia
13.11 - 04.12.2009

Strabag artlounge
1220 Wien, Donau-City-Straße 9
Tel: +43 / 1 / 22 422 - 18 48
http://www.strabag-kunstforum.at


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