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Brus & Rainer - Am Horizont der Sinne: Die Kunst aus einem Löwen ein Einhorn zu machen

Die Impulsgeberin fungierte diesmal auch gleich als Postillon, reiste nach Teneriffa, packte das halbfertige Konvolut in ein Köfferchen und brachte es zur weiteren Bearbeitung nach Österreich, die beiden Künstler trafen sich dann zur Signierstunde des Gemeinschaftswerkes. Bereits 1984 hatten Arnulf Rainer und Günter Brus in dieser Konstellation zusammengearbeitet, präsentiert wurde die damalige Kooperation anlässlich der Eröffnung der neuen Galerieräume von Heike Curtze, die sich zwecks Intensivierung der internationalen Kontakte zum Umzug von der ebenen Erde einer Ladengalerie in die Beletage eines Seilerstättenpalais entschlossen hatte. In Erinnerung an frühere Zusammenarbeiten von Rainer mit Roth und Brus mit Attersee lästerte damals die lokale Presse, dass man sich nicht sicher wäre, ob da aus Wahlverwandtschaften nicht Qualverwandtschaften würden... Was soll man sagen, die Rechnung aller Beteiligten dürfte seinerzeit aufgegangen sein, denn nun wird das Ergebnis des gemeinschaftlichen Arbeitens in der Pfeilerhalle der Albertina ausgebreitet. Es war einmal ein Weiß, das wurde von einem Maler und einem Bilddichter befleckt, formuliert es Brus auf einem der Blätter und verrät so auch die feste Reihenfolge des Miteinanders. Rainer in seiner selbst auferlegten Unfähigkeit, auf ein weißes Blatt zu zeichnen, schafft seine eigens fotografierten Bildvorlagen mittels Laserkopie auf den mit A3 limitierten größtmöglichen Malgrund, um ihn darauf mit sparsamen (Pinsel-)Strichen zu versehen. Brus, der Bilddichter, kommentiert dann zeichnend, schreibend, mal lyrisch à la „Schönheit, Nachbarin des verdampften Rosenlikörs“, kunsthistorisch wie „Später Amateurkubismus“ oder wortspielerisch, wenn in Anlehnung an Gustav Mahler aus Kindertotenlied ein Kinderrotenlied wird. Dementsprechend kommen derlei Apercus bisweilen erfreulich bissig daher. Doch spätestens wenn aus stolzen Löwen scheue Einhörner werden und ein belanglos bis diffuses, mit einigen Strichen konturiertes Bunt den den schönen Titel „Ein Schlafmittel ist von sich selbst eingenommen“ trägt, wird man irgendwann zu der Frage inspiriert, ob es nicht vielleicht beim Prinzip „Gemeinschaftsarbeiten“ auch ein Spätwerk gibt.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Brus & Rainer - Am Horizont der Sinne
14.10.2009 - 31.01.2010

Albertina
1010 Wien, Albertinaplatz 1
Tel: +43 1 534 83 -0, Fax: +43 1 533 76 97
Email: info@albertina.at
http://www.albertina.at
Öffnungszeiten: Tägl. 10-18h, Mi 10-21 h


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