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Martin Schnur - bipolar: Absicht und Vergnügen, Schönheit und Betrachter

Pamela Anderson, wie Gott sie schuf, war wohl eine ganz schöne Frau. Später begann sie ihren Körper Maßgaben zu unterziehen, die diese Schönheit zu erhöhen versprachen. Kitsch ist ein Verhältnis von Übertreibung im Hinblick auf Schönheit. Es hat unzählige ganz schöne Frauen vor der Erfindung des Lasercuts gegeben, und nicht unwesentliche Teile der Malereigeschichte bilden eine lange und ruhmreiche Dokumentation dieses natürlichen Reichtums. Martin Schnur zeigt sich in seiner Ausstellung „bipolar“ als Maler, dessen Lust am Sehen und an der Nachahmung des Gesehenen mit einer leichten Hand einhergehend eine Lust am Hinsehen erzeugt, weil die Lichtkante an jenem Arm oder die Spiegelung dieses Körpers im Parkett so luzid und gekonnt gesetzt sind. Die in der schön choreographierten Auswahl enthaltene Serie von Papierarbeiten vertieft den Eindruck einer stur trainierten, leibhaftigen Hingabe an die Malerei, in der kein Projektionsapparat zwischen Erfassung und Wiedergabe des Lebendigen geschaltet wird. Martin Schnur arbeitet mit Modellen, die er aus verschiedenen Blickwinkeln, gelegentlich wirkungsvoll ausgeleuchtet, in verschiedene Bildräume setzt, wo er sie liegen oder kauern läßt. In vielen Bildern wird dieser Raum jedoch durch einen weiteren, landschaftlich gehaltenen Bildraum konterkariert oder in eine andere Bildraumebene überführt, so daß das freie Spiel der Assoziationen sich entfalten kann, was dieses Mädchen unterm Teich mit Tropfen im Haar und Feinstrumpfhosen wohl gerade denkt oder ob der junge Mann sein eigenes Spiegelbild sieht oder doch den Himmel – das Theater dessen, was gemeint ist und bedeutet werden soll, findet im Kopf des Betrachters statt. Es handelt sich nicht um Behinderte, Rollstuhlfahrer oder Senioren, es handelt sich nicht um Paare, Passanten oder Pamela Anderson. Die abgebildeten Personen sehen persönlich aus und sind auf harmlose Art ganz schöne Menschen. Im Katalog zur Ausstellung sind noch mehr Bilder dieses Typs – Landschaft oder Farbbalken mit Mensch, gern jung und leicht oder gar nicht bekleidet, weiblichen Geschlechts   - also weitere Kapitel der ruhmreichen Malereigeschichte? Die Frage, was passiert, wenn Malerei genauso schön ausschaut wie Werbung, wird von manchen mit Kitsch beantwortet. Andere, auch Pamela Anderson sagen: Sex sells.
Mehr Texte von Gesche Heumann

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Martin Schnur - bipolar
13.11 - 12.12.2009

LukasFeichtner Galerie
1010 Wien, Seilerstätte 19
Tel: +43 676 3387145
Email: office@feichtnergallery.com
http://www.feichtnergallery.com
Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-18, Sa 10-16


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