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Farcierte öffentliche Ausschreibung

Am 3. Oktober erschien sie in der Presse – die Ausschreibung für die wissenschaftliche Geschäftsführerin (ach ja oder wissenschaftlichen Geschäftsführer) für das MUMOK. Der geklammerte Mann ist dabei nicht wirklich ernst zu nehmen. Staffage sozusagen. Denn „im Sinne des Gleichbehandlungsgesetz (der Genetiv spielt da auch keine Rolle mehr) werden Frauen, die gleich geeignet wie männliche Bewerber sind, bei der Betrauung der Funktion bevorzugt,...“ Das heißt also wir bekommen eine MUMOK-Direktorin. Ausgenommen natürlich es bewerben sich keine Frauen. Denn man kann ja von einem ausschreibenden Ministerium und deren Ministerin nicht erwarten, dass bei dieser Formulierung noch ein Mann Direktor werden kann. Das würde nämlich heißen, dass alle an der Ausschreibung teilnehmenden Frauen weniger geeignet waren, als der zugeschlagene Mann. Und das liebe FreundInnen wirds ja wohl nicht sein. Das wäre nämlich denn doch weit entfernt von der landläufigen ministeriellen Vorstellung von Gleichberechtigung – oder? Natürlich muss ich jetzt eingestehen, dass der von mir zitierte Satz noch nicht zu Ende war. Er endet nämlich ziemlich kryptisch: ...sofern nicht in der Person eines Mitbewerbers liegende Gründe überwiegen.“ ??????? Da bin sogar ich ratlos und bestenfalls auf Eigenspekulationen angewiesen. Sicher ist – es geht nicht um Qualifikation – es geht um persönliche Gründe. Protektion? Wäre zu offensichtlich – oder? Geht’s eventuell um eine größere Anzahl weiblicher Gene? Mit Puppen gespielt in der Kindheit? Erklärter Ablehner von Magermodels weil Brigitteleser? Natürlich kann ich das jetzt weiter spinnen? Aber will ich als ungeliebter Prophet ins eigene Kunstland eingehen? Aber wie auch immer – dieser letzte Halbsatz gehört wohl zu den blödesten einer farcierten öffentlichen Ausschreibung.
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
Geschäftsführerin MUMOK
Paul Erhart | 19.10.2009 06:36 | antworten
Da erweisen die "Weisen" des Ministeriums den Frauen einen Bärendienst. Ob die Verantwortlichen - und womöglich auch die Ministerin - irgendwann einmal begreifen, das solche Winkelzüge sich letzten Endes negativ für die dermaßen Geförderten auswirken? Über den Schaden, den eine solche Vorgangsweise der Sache an sich zufügt, schweigen wir besser: dieser Aspekt ist dem Ministerium offenbar völlig egal. Wenn tatsächlich eine Frau bester Bewerber ist - alles oK, sie soll es werden - wenn nicht, dann aber eben nicht. Man wird lange geübtes Unrecht nicht mit neuem Unrecht ausrotten können.

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