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Mono, Poly, Konkret. - Imi Knoebel, Blinky Palermo, Heimo Zobernig u.v.a.m.: Reelle Rauchwolken

In einem Interview gab sich der schlaksigste Malerpräsident aller Zeiten die Ehre und sprach: “In der Malerei läuft der Prozess von Denken über Bild und Materie und über Weltbild im Arbeiten in einer Reduziertheit und Einfachheit zusammen – in einer Offensichtlichkeit, die man nirgendwo anders findet.“ (Daniel Richter, Der Standard am 23.10.2009) Präsidiale Behauptungen mit so schönen Reizworten wie u.a. „Weltbild“ und „nirgendwo anders“ sollten keinesfalls in der Pfeife geraucht, sondern von Hügel zu Hügel gesendet werden und bei guten Gelegenheiten genüßlich nachgeschmeckt. So eine bietet sich in der Galerie Konzett mit einer Schau, die drei Dutzend internationale Positionen in einer gleichermaßen eleganten wie wertneutralen Präsentation zusammenführt. Offensichtlich an allen malerisch erarbeiteten Bildwerken ist die generelle Vermeidung figurativer Elemente – Minimalismus, Konstruktivismus, Op Art, Colour Field Painting, und Informel fangen beim Viereck an und gehen nicht notwendigerweise darüber hinaus. Auch die Farbe Rot wird einheitlich fast völlig ausgespart. Die farbsinnlichsten Arbeiten stammen von Yves Klein (Yves-Klein-Blau), Piero Manzoni (Kobalttürkisgrün), Markus Geiger (Frotteeferientürkisdunkelblau) und Otto Muehl (Goldgerillt und Goldglatt, Aschgrau). Blinky Palermo´s Schwarzer Kasten kann nur noch geklaut werden, weil er schon verkauft ist und nicht groß (durchgefärbte Leinwand auf Holzkasten,15x15x5cm, 1970), aber Blinky Palermo heißt nicht umsonst Blinky Palermo. Daneben rührt Walter Darby Bannard bei The Veil (Mischtechnik auf Leinwand, 171,5x153,5cm, 1959) mit selbstgemaltem Passepartout in verblasstem Kaisergelb. Das 37. Bild einer Serie von 150 von Gerhard Richter in grauschmierigen Wülsten, die von Fern nach toller Modellknete aussehen (Mischtechnik auf Leinwand, 40x40cm, 1971) bewirkt aus der Nähe ein stierendes Augengraben, als würden medizinisch abgesegnete Würmer loslegen. Um die Ecke davon stemmen sich Zenita Komads Lettern bei "Wir sind ein Leib" (Kunstharz auf Leinwand, 150x110x21cm,2009) rotzig in alle Richtungen. Dieses Bild lügt leibhaftig so offensichtlich nicht, daß einen die Wir Frage gegenüber der Leibfrage gar nicht kratzen muss. Über dem rotäugig besungenen Grün im Video von Richard Hoeck und Heimo Zobernig (1997) schwellen Stimmwellen aus speziellem Styrodor von Ulla Rauter (Void, 66x100cm, 2009) nonchalant über den Einbauschrank gehängt, und es geht sich aus, monumental, polyvalent und konkret kühn. Man kann diese Schau sicher als präzisierte Parkallee einer morphologisch skeptisch und freimütig unterkodierten Malereiauffassung lesen, deren Absage an eine inhaltlich narrative Ebene zugunsten totaler Materialität und dem Vehikel der Kontextualität wohlmöglich in die Wüste der Leermeinung führt. Aber zur Erkundung der Wüste menschlicher Unbeholfenheit, ein Weltbild ungemeint sein zu lassen und zur Ansicht der Widerstände und Bekämpfungen, die Malerei in diesem Zusammenhang leisten kann, gibt es sicher derzeit in ganz Wien keinen angenehmeren Ort als die Galerie Konzett.

Mehr Texte von Gesche Heumann

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Mono, Poly, Konkret. - Imi Knoebel, Blinky Palermo, Heimo Zobernig u.v.a.m.
23.10 - 21.11.2009

Konzett Wien
1010 Wien, Spiegelgasse 21
Tel: +43 (0)664 34 01 677, Fax: +43 (0)1 513 01 04
Email: gallery@artkonzett.com
http://www.artkonzett.com
Öffnungszeiten: Di - Fr: 10:00 - 18:00, Sa: 11:00 - 16:00 Uhr


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