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Monokulturen

Dem Land Niederösterreich kann man kaum vorwerfen, zu wenig Geld für Kultur auszugeben. Zwar klagt so manche Initiative über Unterdotierung; museale Einrichtungen jedoch finanziert die Kulturverwaltung nicht zu knapp. So gut wie unentwegt werden neue Ausstellungsstätten eröffnet. Darunter befinden sich neben eher skurrilen Einrichtungen wie etwa dem von einem Bildhauer betriebenen Waldviertel Kunstmuseum freilich zahlreiche ernst zu nehmende Projekte. Allein drei Künstlermuseen, also exklusiv einem einzigen Künstler gewidmete Orte, wurden in den letzten Jahren eingerichtet – das jüngste, Arnulf Rainer gewidmet, wird dieses Wochenende eröfnet. Wie unterschiedlich die Räume funktionieren, zeigt sich schon bei einem Website-Besuch – und erst recht bei einer Rundfahrt durch Wald- und Weinviertel. Ein gelungenes Beispiel für einen monografisch ausgerichteten Ausstellungsraum etwa ist das forum frohner in Krems, eröffnet kurz nach dem Tod von Adolf Frohner. Derzeit zeigt man dort etwa eine Schau seiner Schüler – ohne die Reibungen zwischen dem lebenslustigen, stets ein wenig barock anmutenden Künstler und seinen Studierenden zu verschweigen. Der nicht sehr große Raum verweigert sich allzu sakralen Attitüden – ganz im Gegensatz zu den Sälen, in denen das Nitsch Museum untergebracht ist: Dieses teilt sich mit dem Museum Lebenswelt Weinviertel eine ehemalige Fabrik. Ansonsten lässt sich der Meister jedoch exklusiv huldigen. Derzeit tut dies auch noch Daniel Spoerri in seinem im Juni diesen Jahres eröffneten Ausstellungshaus in Hadersdorf am Kamp; ab nächsten Jahr möchte er jedoch neben seinen eigenen auch Objekte anderer Künstler präsentieren. Einen ähnlichen Plan verfolgt man im Badener Rainer Museum in einem ehemaligen Frauenbad, das noch Baustelle ist und am 27. September: Internationale Kuratoren sollen nach der ersten, monografischen Ausstellung zusätzliche Künstler einladen. Ebenso perfekt, wie Nitschs dramatische Schüttungen in die hohen Industriehallen passen, wie sich Spoerris bizarre Objektmontagen in das ehemalige Klostergebäude fügen, könnte Rainers Kunst in dem charmant patinierten Frauenbad einen idealen Ort finden. Dass die Heroisierung (hier ausschließlich männlicher) Künstler mit all diesen Unternehmungen fast unweigerlich forciert wird, und dass sie dem machtbewussten Landeshauptmann selbstverständlich als Bühne der Selbstdarstellung dienen – das steht freilich auf einem anderen Blatt.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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