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Welches Leben? Zwischen Beruf und Berufung: Ausstellen in Zeiten der Besetzung

Viel wurde diskutiert, nicht nur im Plenum der gegen die Hochschulreformen protestierenden StudentInnen an der Akademie der bildenden Künste, sondern auch im kleineren Kreis der für die Ausstellung „Welches Leben? Zwischen Beruf und Berufung“ ausgewählten KünstlerInnen. Kann man teilnehmen an einer Ausstellung, wenn im selben Haus gerade der Hörsaal besetzt ist und gegen das auch in der Kunstausbildung immer verschultere System protestiert wird? Letztendlich hat dann aber doch die Einsicht gesiegt, dass man die Einladung einer renommierten Kuratorin wie Sabine Breitwieser nicht so einfach ausschlägt, denn Kunst die nirgends ausgestellt wird, kann auch ihr kritisches Potential nicht entfalten. Zusätzlich thematisiert die Ausstellung ja ohnehin das schwierige Verhältnis zwischen der notwendigen Struktur des Studiums und der freien Entfaltung der auszubildenden KünstlerInnen ebenso wie das per se nicht definierbare Berufsbild einer freien Kunstausübung. Zentrales Werk der Ausstellung ist denn auch Micha Willes Abwandlung des Monumentalgemäldes „ Der vierte Stand“ von Giuseppe Pellizza da Volpedo dessen heroische Aufbruchsstimmung sie aber im Titel wieder konterkariert. „Niemals!: darfst du so tief sinken, und die Bananenmilch/den Kakao – durch den man dich zieht – auch noch zu trinken!!!“ ist wohl eher an die eigene Standhaftigkeit adressiert in einem Kunst-Marktsystem, das trotz Finanzkrise dem Starkult und dem Geldwert des Kunstwerks huldigt. Dass Kunst auch viel Arbeit macht zeigt David Eisl mit seiner Installation „Arbeiter Eisl“ mit seinen öl- und acrylverschmierten Arbeitsoveralls. Kunst als selbstbestimmte Arbeit bzw. ihre gesellschaftliche Anerkennung thematisieren auch Nadja Athanassowa mit ihrer AK FÜR SIE-Sammlung mit Heften der Arbeiterkammer-Zeitschriften, die sie zugeschickt bekam, während sie mit „normaler“ Arbeit in einem Angestelltenverhältnis ihr Studium finanzierte, oder Juli Fritz, die sich während ihrer Lern-Sessions für eine Dienstprüfung – die Voraussetzung für ihre sichere Erwerbsarbeit – filmte. Pragmatischer geht es Marlies Pöschl an, die im Rahmen der Eröffnung ein Speed Dating zwischen KünstlerInnen und Publikum organisierte. Ob dabei nur Ideen ausgetauscht oder auch über eventuelle Finanzierungsmöglichkeiten gesprochen wurde, blieb aber offen.
Mehr Texte von Werner Rodlauer

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Welches Leben? Zwischen Beruf und Berufung
06.11 - 06.12.2009

Akademie der bildenden Künste Wien
1010 Wien, Schillerplatz 3
http://www.akbild.ac.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 14-18, Sa, So 12-19 h


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