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Christian Kobald: Gegen den Fahrtwind in Richtung Süden

Eine weiße LKW-Plane bedeckt den Boden des offspace und greift als Zitat die weiß ausgemalten Wände auf. Diese beziehen sich wiederum auf den \White Cube\ und damit auf jenes Paradigma eines Ausstellungsraumes, der den ganz normalen Alltag von der elitären Welt des Kunstbetriebs ausgrenzt. Nun ist Christian Kobald ein Kunstproduzent, der meist auf bereits existierende Materialien, standardisierte Fertigprodukte, Verpackungsmaterialien und gängige Schrifttypologien zurückgreift. Bereits in seinen früheren Werken reflektiert er die Dominanz des amerikanischen Kunstimperialismus und seine Auswirkungen auf den europäischen Kunstbetrieb durch Kommentare zu Pop Art, Minimalismus und Conceptual Art. In der aktuellen Ausstellung ist die Einladungskarte Teil des Konzepts und zeigt auf weißer Fläche ein winziges Flugzeug. Nichts ist frei erfunden. So auch der Sonne und Ozeanfrische verheißende Schriftzug \Lagoon Blue? am oberen Rand der LKW-Plane, der aus dem Werbeslogan einer amerikanischen Kühlschrankfirma stammt. Die Quellennachweise dafür werden exakt zitiert und verweisen als Kommentar auf den Kontext, dem sie entnommen sind. Dennoch vermag der Anachronismus von Satzfragmenten wie \And Classic White - of Course\ gespaltene Gefühle auszulösen. Es besteht der Verdacht, dass noch andere Ambitionen vorhanden sind, als das reine Interesse an den historischen, ästhetischen, minimalistischen, diskursiven, wahrnehmungsreflexiven und situationsbezogenen Querverweisen. Der übermässigen Anspannung durch die forcierte Reduktion in der Form folgt die Entspannung durch den sublimen Nachgeschmack von lapidaren Wortstrukturen. In dieser Offenlegung von Übergängen zwischen Hochkunst und Massenkultur äußert sich zugleich eine Kunstbetrachtung, die ein soziales Apriori in sich trägt. In die standardisierte Angleichung der Objekte drängt sich schließlich der eigene Körper und damit die Erfahrung, dass Kobalds Werke immer an die Vorstellung von \Social Bodies\ gekoppelt sind. Nun kann angesichts dieser abkühlenden Wirkung in der Sommerhitze urbaner Ballungszentren der Stimmungsparameter wieder steigen.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Christian Kobald
25.05 - 29.06.2002

offspace
1030 Wien, Gärtnergasse 1/7
Tel: 0043-1-961 98 41, Fax: wie phone
Email: offspace@chello.at
http://www.8ung.at/offspace
Öffnungszeiten: geschlossen


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