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Oliver Dorfer - the palemoon-, pulp-, and other projects: Sagenhaft bekleidetes Licht

Im Pressetext zur Ausstellung findet sich ein Zitat Oliver Dorfers, das davon handelt, ein Bild enthalte ein gerütteltes Maß an rein visueller Information, das sich der Ausschlachtung durch die Sprache entziehen sollte. Aber geredet werden will schon, nicht wie beim Fleischhauer, nicht speckig, knorpelig oder zäh, und trotzdem auch nicht gleich in Reimen. Alles in allem gilt hier insgesamt und überhaupt, sozusagen verbindlich unbedingt, dass heimliche Prominenz eher schadet als nützt, dass Sprache auf schmierigen Blättern transportiert werden kann, aber nicht muss und dass Reden über Malerei vor gelungener Malerei nur dann nötig ist, wenn vielleicht noch nicht alle, die sich dran freuen könnten, gesehen haben, wovon bei The palemoon-, pulp and other projects die Rede ist. Die Ausstellung zeigt Bilder zusammengesetzt aus bis zu sechs großen Tafeln. Es handelt sich um Malerei mit Acryl auf Acryl, also amalgamiertes, verbundenes und vereinigtes Plastikmaterial mit Pigment. Malerei ist gerührte Klebecreme aus farbigen Pulvern und Haftsauce, die auf Flächen aufgetragen später die Wand als Bildobjekt unterbricht, damit das Licht Abwechslung bekommt und wer hinschaut auch. Wer eine durchsichtige Fläche benutzt wie Oliver Dorfer arbeitet im umgekehrten Beschichtungsverfahren und macht Hinterglasmalerei – die letzte Ladung geschmierter Pulvercreme pickt fest und ist voll sichtbar nur vom Bildrücken. Die erste Schicht bleibt unveränderbar vorn – oder muß an- oder weggekratzt werden. Eine unabdingbare Voraussetzung für solch stur ins Sichtbare drängende Malerei ist eine abenteuerliche Voraussicht auf die visuelle Präsenz und Aussagekraft der jeweiligen Farbschicht, aber auch auf die Verbindlichkeit von Form und Linie zwischen einzelnen Farbaufträgen. Sorgfältig entwickelte, uneitel und spielerisch eingesetzte Lineaturen ergänzen die emblematisch und in stimmigen Proportionen verwendeten Farbklänge, deren Skala aus sparsamen Primfarben von Weiß und Schwarz eingefasst eine traumhaft satte und dennoch unübersehbar gekratzte Malerei erscheinen lassen. Und das Glas hinter dem sie liegt, verschafft ihr eine durchsichtige und dennoch dingliche Distanz. Eine Art umgestülpter Fernglaseffekt und das assoziativ Schemenhafte einer Mehrfachbelichtung stellen sich ein. Die Chiffren und Gestalten, Gesichter, Landschaften, Körper, Bewegungen und Benennungen der Bilder bleiben der besonderen und exklusiven Wanderung überlassen, mit der sie individuelles Augenmerk vor diesem oder jenem Kontrast für sich gewinnen. Diese Einschreibung geschieht persönlich, ist so unerzählbar wie ein schinkensüßes Zungenkußmärchen und wie jenes die leibhaftige Erfahrung wert. Weil nämlich: sie erinnert an das Bedeutungsgeräusch und Gnadenhafte, die das Gespräch der Welt mit den Menschen in beleuchteten Momenten erfüllen, die Baisers zwischen den Zeilen quasi. Gelungene Malerei handelt - gut angezogen - egal bei welchem Licht gern genau davon.
Mehr Texte von Gesche Heumann

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Oliver Dorfer - the palemoon-, pulp-, and other projects
29.09 - 07.11.2009

hilger contemporary
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Tel: +43-1512 53 15, Fax: +43-1-513 91 26
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