Gesche Heumann,
Benjamin Butler: These Trees: Patterns from out of space
Wenn man Malerei für ein Medium halten will, das Nachrichten in gelogenen Räumen auf flachen Gründen verpackt, kann man sich in der Ausstellung des jungen Amerikaners Benjamin Butler auf den Baum als Erfindung verlassen, denn schon mal eins ist für einen echten Baum nicht gegeben – Bäume sind absolut nicht flach, sie streben vielmehr in die Höhe („These trees“ an den oberen Bildrand) und verzweigen sich in alle Richtungen. Bei Benjamin Butler kriegt aber niemand einen Ast ins Auge.
Die Lüge des Flachraums wird nicht aufgehoben, sondern ein leicht abgewandelter symbolischer Baum mit Stamm schön in der Mitte, Äste oft als dünnste aufgetragene Malschicht gleichsam die Zwischenlücken einzelner Flächen, beherrscht die meisten Bilder. Wer Laub sucht oder Tageslicht auf Stämmen, Maserung oder ganz direkt Ahornbäume, also summa die Idee eines spezifischen, in einem bestimmten Erdreich verwurzelten und wohlmöglich auf Satellitenbildern sichtbaren Baums wird „These Trees“ als mimetisch unzureichend wahrnehmen.
Trotzdem wird die Mehrheit der globalen Bevölkerung womöglich darin einig sein, dass Benjamin Butler Bäume malt, weil allen Menschen ein Grundverständnis für Symbole gegeben ist. Darüberhinaus sind Bäume für die Malerei etwa so pittoresk wie Berge, und darum natürlich ein bisschen in Verruf, denn mit einem Baum für die Wohnzimmerwand lässt sich vielleicht wenig inhaltliche Schwere und kunstträchtige Bewusstheit erzeugen, zumal Butlers Bäume keine von der Sorte sind, an die gerade Nachbars Hund gepinkelt hat. Man könnte diese Verrufenheit böswillig mit Kitschverdacht überziehen. Andererseits hat Mondrian auch mal Bäume gemalt, und die waren nicht so farblich nuanciert und subtil fröhlich wie die von Benjamin Butler, und später ist Mondrians Malerei so schlicht geworden, dass man seine reduzierten Mittel kurzfristig sehr schick fand und hemmungslos in Badezimmerkacheln verkitscht hat, was aber an seiner Leistung für die Malerei nichts ändert. Mondrian hat die symbolische Erfindung für visuelle Gleichgewichtsanordnung beigesteuert. Für Benjamin Butler kann man so genaues noch nicht sagen. Es ist zu vermuten, dass er mehr an den Raum der Malerei als den Raum der Bäume denkt und den Bäumen trotzdem die Gelegenheit einräumt, unwandelbar und variabel gleichermaßen als Ornament für eine friedliche Beschäftigung aufzutreten.
In einer Stadt, in der mehr Bäume und weniger Hunde nicht nachteilig wirken würden, könnte die Ausstellung ein schöner Anlass sein, sich wieder einmal mit Ornamenten, Verbrechen und ihrer Nachbarschaft zu beschäftigen und im übrigen wahrzunehmen, mit wievielen Farben Grün sich gut verträgt, sonst hätten die Wiener Linien nicht Teile ihrer Stationen damit gestrichen und „These Trees“ hätten nichts zu sagen.
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Benjamin Butler: These Trees
09.09 - 17.10.2009
Galerie Martin Janda
1010 Wien, Eschenbachgasse 11
Tel: +43 1 585 73 71, Fax: +43 1 585 73 72
Email: galerie@martinjanda.at
http://www.martinjanda.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-16h
09.09 - 17.10.2009
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