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Alias in Wonderland: Die Realität des Digitalen

Im Freiraum des MuseumsQuartier ist von 25. Juni bis 12. Juli 2009 eine Ausstellung der Abteilung Digitale Kunst der Universität für angewandte Kunst zu sehen. Unter dem Titel „Alias in Wonderland“ präsentieren 35 Studenten ihre Artefakte, allerdings nicht im Original, denn dieses wird über digitale Vermittlung, ausgelöst von seinem Alias, visuell auf Monitoren und akustisch über acht Lautsprecher erfahren. Im Focus steht der Begriff des Alias, der als Stellvertreter, Abbild oder Verweis zu verstehen ist – auf eine dahinter stehende, oft vieles mehr umfassendere Größe, ähnlich der Funktion im Computer, wo der Alias als Hinweis auf eine größere Datei und Referenz auf das anderswo Vorhandene funktioniert. Unter einem alles überspannenden Bogen, an dessen beiden Standbeinen weitere Projektionsflächen gespannt sind, stehen die bewegbaren Sockel, auf welchen der Alias, in Form eines Modells oder als Metapher auf das eigentliche Werk, placiert ist. Schiebt man einen solchen Sockel an einen der beiden Orte, die mit Monitor und Lautsprecher verbunden sind, so wird das Abspielen eines Videos ausgelöst, in dem das Original wiedergegeben wird. Die unterschiedlichen Lösungen der einzelnen Werke spiegeln die große Vielfalt der künstlerischen Aussagen dieser Klasse und der digitalen Kunst an sich wieder. Durchaus am Puls der Zeit, nehmen die Studenten vielfach Bezug auf aktuelle, auch Soziologie und gesellschaftskritische Diskussionen. Themen wie Urbanität, Identität und Verlust derselben, Sensualität, Anonymität oder die Frage des Zeitlichen werden zur individuellen Aussage geformt. Dazu sind die technischen Möglichkeiten des Digitalen innovativ und kreativ eingesetzt, eine Steigerung der Dimensionalität wird gesucht und eine Erweiterung des künstlerischen Ausdrucks gefunden. So reflektierten etwa Alexander Doliner und Nikola Tasic über das Unvermögen zur zwischenmenschlichen Kontaktaufnahme und zeigen ein poetisches Video, das nur knapp die Kante zum Kitsch verfehlt. Christian Thüringer realisiert die mediale Synchronisierung unserer Gesellschaft in einem Kurzfilm mit beeindruckenden Animationen. Simon Repp befasst sich mit den Daten des Wiener Citybike-Netzes, das zu einer komplexen Sonifizierung und Visualisierung des aktuellen städtischen Geschehens wird. Gaspar Battha erweitert die tatsächliche Architektur mit einer projizierten optischen Täuschung, die auf die Bewegung des Besuchers reagiert und Karl Salzmann orchestriert die elektromagnetischen Wellen von diversen alltäglichen Geräten. Die Ausstellung ist als begehbarer Katalog konzipiert, in welchem die Stelen als physische Browser fungieren. Über den Alias auf dem Sockel wird auf das Original verwiesen, das sich anderswo befindet, allerdings selbst wiederum als Alias verstanden werden kann, eben als digitales Artefakt auf eine weitere Dimension deutet, deren Existenz es nur teilweise repräsentiert. So impliziert das Thema Alias in Wonderland die Idee einer Verkettung und Relativierung der Begriffe von Alias, seinem Original, Kunst und Realität und resultiert in einem Spiel mit verschiedenen Ebenen, bis zur metaphysischen Dimension.
Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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Alias in Wonderland
25.06 - 12.07.2009

MQ Freiraum
1070 Wien, Museumsplatz 1
https://www.mqw.at/mqfreiraum
Öffnungszeiten: Di-So 10-18 h


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