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Erwin Wurm - Sammlung Rudolf Budja: Das museale Schmunzeln der Skulpturen

Wohltuend, und nicht nur beim ersten Lokalaugenschein beruhigend, fast schon erregend: Letzten Endes eine Ausstellung ohne museal verordneten Mitmach- und Mitlachzwang, mit Erwin Wurm als Strippenzieher zwischenzeitlich eher die Ausnahme. Weil Wurm sich in den kompakten Szenerien seiner Mini-Retro im Kunsthaus Nexus in Saalfelden, und dort in den wohlgesetzten Ausschnitten der Sammlung des anderen Salzburger „Festspielgaleristen“, Rudolf Budja, in den unstrittigen Status eines klassischen Bildhauers erhoben sieht. Der er im Grund genommen, untergründig und hintergründig, immer schon gewesen sein wollte. Denn: Wurm, der seit seinen blechernen Verdichtungen, „fett“ prämiert für ihre Verschrottung vor der Zeit, über die locker gegen die zeitgeistigen Böen gehauchten Staubskulpturen und seinen in den Gips gesetzten, objektkritischen Kleinstarbeiten („Zornskulptur“ von 1995) einen historisch bis zum Aufstoßen mit Bedeutung an- und abgefüllten Kunstbegriff und die bis zum Überdruß angefütterte Auseinandersetzung mit den Räumlichkeiten und Geräumigkeiten der Kunst durch die situative Komik des Augenblicks und die anheimelnde Magie des doppelzüngig Bodenlosen zu unterlaufen weiß, arbeitet am Volumen. Und damit an einer Minimaldefinition von Bildhauerei, die immer auch mit „Hauen“ zu schaffen haben sollte. Über das Dehnen, Überdehnen eines allenthalben aufgeblasenen, aufgeblähten Kunstbegriffs. Im Stretching von Texten und Texturen, Textilien (u.a. in der „Palmers“-Serie). Wohlweislich ausgespart bleiben die konzeptträchtigen Arbeiten, die inklusive vorskizzierter Anweisungen allzu didaktisch den Themenkomplex „Skulptur als Handlungsform“ (Peter Weibel) vorexerzieren. Und doch nur die feixende Meute der kunstsinnigen Party People dazu animieren könnten, sich für die minutiöse Dauer eines achselzuckenden Augenzwinkerns mit dem Rücken zur / durch die Wand vollends zu entblößen, mithin zu entblöden. Wo das charmante Schmunzeln der Objekte übergangslos in einhändiges Schenkelklopfen übergehen kann. Hüttenzauber im Musentempel? Humor ist, wenn man trotzdem nicht lacht (auch wenn es lustig ist). Also „Mies van der Rohe, melting“ (2005): Eine veritable Architektur als einfühlsam modelliertes Modell, in dessen dahin schmelzenden Sockelgeschossen sich die Errungenschaften der Moderne, was rektanguläres Denken und Handeln betrifft, förmlich in formloses Wohlgefallen auflösen.

Mehr Texte von Stephan Maier †

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Erwin Wurm - Sammlung Rudolf Budja
28.05 - 11.07.2009

Kunsthaus Nexus
5760 Saalfelden, Am Postplatz 1
Tel: ++43-6582-74 963, Fax: ++43-6582-74 9634
Email: office@kunsthausnexus.com
http://www.kunsthausnexus.com
Öffnungszeiten: Di-Fr 9-14 h gegen Voranmeldung, Do-Sa 17-20 h


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