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Dieser Tage in Basel

Amüsierten noch im vorigen Jahr Ugo Rondinones Tonfigurenmonster die ankommenden Besucher, so scheint die diesjährige PUBLIC ART PROJECTS genannte Vorplatzbehübschung ganz im Zeichen der Religionen, der Seuchen und der schwankenden Börsekurse zu stehen, wie Valentin Carrons riesiges Kreuz, das Aids Mahnmal von General Idea und die raumgreifenden Skulpturen von Mathieu Mercier und Jeppe Hein mutmassen lassen. Doch dies scheint das Einzige, was von der Krise zu spüren ist und sie bleibt einfach draussen. Umgeben von LISTE, VOLTA, SCOPE und einigen weiteren Epigonen mit lateinamerikanischer (HOTART) oder russisch-asiatischer Ausrichtung (SELECTION ART FAIR) jährt sich zum vierzigsten Mal das kunterbunte Kunstallerlei der Art Basel. Für den nötigen Glamour zu diesem Jubiläum gehören – abgesehen von Brad Pitt, der an der Preview lässig einen Neo Rauch Katalog unter dem Arm tragend von Koje zu Koje zog – vor allem die hochkarätigen, krisenresistenten Kunstwerke. Und da Annemarie Verna (Zürich) als Urgestein der Basler Messe in diesem Jahr ihr 40. Galeriebestehen feiert, gebührt es ihr, den Reigen zu eröffnen. Neben grösseren Werkgruppen von Fred Sandback, Richard Tuttle und Robert Mangold gibt es einige ungemein feine Papierarbeiten von James Bishop (ab 15.000.- €) und Gouachen von Joseph Egan (ab 1.100.- €) zu entdecken. Zu den eindrücklichsten Kojen gehören neben dem wandfüllendem ‚Big Retrospective Painting’ von Andy Warhol (2 x 11m für 80 Mio Sfr) bei Bruno Bischofberger (Zürich) unbedingt die Auswahl der grossformatigen Gemälde der Werkgruppe ‚Open’ von Robert Motherwell (ab 1.2 Mio $), die bei Bernard Jacobson Gallery (London) gezeigt werden. Auch die von François Morellet gestaltete Koje ‚Basel Exceptional’ bei Aline Vidal (Paris) verdient Aufmerksamkeit. Von Marcel Broodthaers finden sich gleich mehrere Raritäten, wie die wunderbare blaue Plaque ‚1 2 3 4 5 ...’ von 1972 (125.000.- €) bei Michael Werner (New York/Berlin) oder ‚Lait vin javert’ von 1974 (225.000.- €) bei Marian Goodman (New York/Paris). Gleich daneben ‚Direction’ von 1978, eine ungemein pittoreske fingernagelgrosse Zeichnung eines Kompass (incl. dessen Schatten) von Giovanni Anselmo für 150.000 €. Bei der Galerie Lahumière (Paris) finden sich einige der überaus raren Lackbilder von Jean Dewasne (ab 18.000 €) und die Gouache ‚Cercles’ von Vera Molnar aus dem Jahre 1955 für 8.500.- €. Im selben Preissegment gibt es Zeichnungen und feine Montagen von Not Vital bei Tschudi (Glarus/Zuoz) zu entdecken. Und Frith Street (London) zeigt eine ungewöhnliche aus Emaillack und Aluminium bestehende kleine Arbeit von Massimo Bartolini namens ‚Dew’ von 2009, die vom Betrachter hin und wieder mit Wasser bespritzt werden darf (10.000.- €). Die Premiere der J Crist Gallery aus Boise, Idaho hielt mit ihrem Konvolut an Zeichnungen und Objekten von James Castle (1899-1977), diesem in Europa noch eher unbekannten amerikanischen Autodidakten, jedoch die grösste Überraschung in Basel bereit. Im ländlichen Idaho lebend, schuf Castle jenseits aller Kunstströmungen des 20. Jahrhunderts ein unglaublich reichhaltiges Werk voller Poesie und Witz. Von ihm gibt es kleine Zeitungsfundstücke für 1.200.- $) gezeichnete Alphabete und Ornamente (ab 15.500.- $), fröhliche Vogelobjekte bis hin zu 16 Farmszenen (80.000.- $) zu entdecken. Schon allein seinetwegen lohnt sich die Fahrt nach Basel.
Mehr Texte von Harald Krämer

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