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Anjeza Cikopano - Brot, Salz und Herz: Vom Leben am Rande der Geschichte

Archaisch wie aus alten Sagen und bedrückend realistisch was die Darstellung von Armut betrifft, sind die Bilder dieser Serie bei deren Betrachtung man sich unwillkürlich in weit zurückliegende Jahrhunderte versetzt fühlt. Immer wieder wird man an Louis Buñuels „Land ohne Brot“, in dem das „mittelalterliche“ Leben in einem spanischen Bergdorf in den 1930ern gezeigt wird, erinnert. Es sind schöne durchwegs gekonnt komponierte aber auch sehr berührende, ja schockierende Sujets die die 1979 in Albanien geborene Künstlerin zeigt. Das Schicksal von Frauen, die in einem Gebiet in Nordalbanien leben, in dem noch immer ein uraltes Gewohnheitsrecht, der Kanun gilt ist das Zentrale Thema dieser Fotos. Obwohl Frauen in dieser Gesellschaft kaum Rechte haben, wirken die Bilder keineswegs wie Anklagen, sondern zeigen die Frauen mit viel Respekt für ihre Lebenssituation und in den verschiedensten Kontexten. Die Würde, die diese Fotos ausstrahlen wird nicht zuletzt durch sorgfältige und an völlig andere, nämlich westeuropäisch-bürgerliche Traditionen gemahnende Bildkompositionen erreicht. So erinnert die alte Frau auf einem schäbigen Sofa neben dem einfachst gemauerten Kamin allein durch die Wahl des Bildausschnitts und die Farbgebung an repräsentative Darstellungen wohlhabender BürgerInnen aus dem 19. Jahrhundert. Von rührender Schönheit ist das einzige gezeigte Foto, auf dem jemand lacht Die junge Frau ist ein wunderbarer Kontrast zu den angestrengten und eher düsteren Gesichtern der anderen Frauen auf den Abbildungen. Weder von ihr, noch von irgend einer anderen der gezeigten Personen erfährt man einen Namen oder eine Lebensgeschichte, was aber die Wirkung der Bilder nur steigert. Angesichts der beeindruckenden Bilder würde man allerdings gerne noch mehr Informationen über diese Welt am Rande der Gegenwart und ihre BewohnerInnen bekommen.
Mehr Texte von Wolfgang Pichler

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Anjeza Cikopano - Brot, Salz und Herz
10.06 - 09.07.2009

Startgalerie im MUSA
1010 Wien, Felderstraße 6-8, neben dem Rathaus
Tel: +43 1 4000 8400, Fax: +43 1 4000-99-8400
Email: musa@musa.at
http://www.musa.at
Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 11-18, Do 11-20, Sa 11-16 h


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