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Familie Rabus - Alex, Renate, Leopold und Till Rabus: Die Summe der einzelnen Teile

Léopolds Hamster hat einst einen Balkonsturz nicht überlebt, jetzt zieht er sich in einer Zeichnung ein wenig deprimiert die Barthaare lang. Erfreulicherweise sind alle anderen hier versammelten Familienmitglieder wohlauf: Vater Alex, Mutter Renate und die Söhne Till und Léopold Rabus - Künstler-Clan aus dem schweizerischen Neuchâtel und als solcher zur Gemeinschaftsausstellung geladen. Die Rabus’ standen diesem Ansinnen diesmal schon weit weniger skeptisch gegenüber als beim ersten derartigen Projekt in der Schweiz im Jahr 2006. Inzwischen überwiegt die Abenteuerlust vor der Angst, als Attraktion betrachtet zu werden. Und man posiert mit einiger Begeisterung für das „Familienporträt“, das mehr einem bunten Kaleidoskop denn einer klassisch kuratierten Ausstellung gleicht: Alex Rabus begegnet dem Horror Vacui mit einer überbordend-kleinteiligen Malerei, die aus einer Fülle kunsthistorischer Bezüge schöpft oder ihn andernorts als Umweltaktivisten outet. Renate Rabus übersetzt das Kunsthandwerk in Textilkunst und fertigt aus klassischem Handwerks- sowie vorgefundenem Material aufwändige Stickbilder, inspiriert etwa von Schuberts Winterreise. Schließlich das Brüderpaar: Sozial determiniert in einem Künstlerhaushalt, zugange im gemeinsamen Atelier, auch schon im Doppelpack von Galeristen entdeckt. Bei alledem sind sie doch in recht konträren Formen- und Ideenwelten zuhause: Till Rabus, Jahrgang 1977, wirft in seiner Malerei einen schonungslosen Blick auf die Konsum- und Wegwerfgesellschaft, ein Berg aus schwarzen Müllsäcken erfährt im Hyperrealismus sogar so etwas wie Verfremdung. Leópold, geboren 1975, ist der Gefragteste am Kunstmarkt. Und fühlte sich doch ursprünglich zum Clown berufen. Geblieben ist ihm nicht nur als Maler der Hang zum Tragikomischen, das seine von banalen Alltagszenerien ausgehenden, surrealen Traumwelten durchzieht. In „Le point d’eau“ überlagern sich die Zeitebenen bis in die deformierten Fingerspitzen der Hauptfigur. Morbid verformte Zeigefinger kehren in einer Installation aus ovalen Holzrahmen wieder - neben eingangs erwähntem, traurigem Hamster sowie geflochtenen Zierobjekten aus Echthaar. Sie ähneln Reliquien, wie man sie im volkstümlichen Brauchtum aus dem Haar von verstorbenen Verwandten gefertigt hat. Und entfalten eine eindringliche Intimität - auch abseits verwandtschaftlicher Verhältnisse.
Mehr Texte von Ivona Jelčić

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Familie Rabus - Alex, Renate, Leopold und Till Rabus
22.04 - 06.06.2009

Kunstraum Schwaz
6130 Schwaz, Palais Enzenberg, Franz-Josef-Straße 27
Tel: 0043 52 42 73 98 3, Fax: 0043 52 42 66 89 6
Email: office@kunstraum-schwaz.at
http://www.kunstraum-schwaz.at
Öffnungszeiten: Mi-Fr 12-18, Sa 10-15 h


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