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Meiji. Japan um 1900: Unvermittelt

Das japanische Wort „Meiji“ bedeutet „strahlende Herrschaft“. Unter diese von Selbstzweifeln freie Devise stellte der Tenno Mutsuhito seine Regentschaft, als er sie im zarten Alter von 16 Jahren 1868 antrat – und unter der er die Öffnung des Landes zum Westen verantwortete. Das MAK präsentiert nun Kunstgewerbe der Meiji-Zeit aus eigenen Beständen, die teilweise aus dem Angebot der Wiener Weltausstellung 1873, zu einem größeren Teil jedoch aus Privatsammlungen stammen. Unter den Exponaten finden sich ebenso edle wie skurrile Gegenstände: Zur ersten Kategorie zählen etwa der Aufsatzschrank aus Schwarzlack, auf dem Landschaften, Vögel und Blumen in Goldlackmalerei appliziert sind; oder ein Speisenbehälter, auf dem eine Flusslandschaft abgebildet ist – und auch der hölzerne Schreibkasten mit Gold- und Silberlackrelief auf Goldgrund oder die Kassette mit Holzeinlegearbeiten entsprechen der schlichten Eleganz, die man gemeinhin mit Japan assoziiert. Extravagant bis grotesk dagegen: Die Steinzeugvasen, auf denen sich in eingebeulten Stellen lustige Frösche tummeln; die Vase, die gleichzeitig einen Elefanten darstellt, oder aber die Teekannen aus Ton, die so roh geformt sind, dass man darauf noch Fingerabdrücke sieht, und auf denen bizarre Tierchen ihr Unwesen treiben. Zu solchen Objekten würde man freilich gern mehr erfahren – allerdings muss man sich großteils mit den technischen Daten begnügen. Die Präsentation unterwandert überhaupt die Qualität des Ausgestellten – betritt man den Raum, weiß man nicht, wo Anfang und Ende der Schau sind; die großen Vasen sind auf den Betonsockeln der Asien-Aufstellung so präsentiert, dass man sie teilweise nicht aus der Nähe betrachten kann, und der Saaltext ist auf einen ebensolchen gepappt. Dieser teilt unter anderem mit, dass der Vergleich zwischen „offiziellen“ Objekten – also die von staatlicher japanischer Stelle bei der Weltausstellung vergeschenkt wurden – und jenen aus privaten Sammlungen aufschlussreich sei – exaktere Ausführungen dazu oder gar eine räumlich adäquate Aufstellung vermisst man jedoch. So bleibt eine Ausstellung mit feinen, spannenden, kuriosen, edlen Exponaten – und einer unzureichenden Vermittlung.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Meiji. Japan um 1900
15.04 - 04.10.2009

MAK - Museum für angewandte Kunst
1010 Wien, Stubenring 5
Tel: +43 1 711 36-0, Fax: +43 1 713 10 26
Email: office@mak.at
http://www.mak.at
Öffnungszeiten: Di 10-21, Mi-So 10-18 h


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
meiji im mak
Wieninger Johannes | 27.09.2009 09:31 | antworten
vielleicht sollte sich ein Kritiker/ eine Kritikerin eine Ausstellung auch ansehen und die Texte bei den Objekten lesen. ist nur ein Tipp ...

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