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Nick Oberthaler - Der verlorene und wiedergefundene Himmel.: Darin Zeit und Ewigkeit

Üblicherweise besteht bei Künstlern, die zu engmaschige Referenzsysteme aufbauen, die Gefahr des Illustrativen: Wenn zwischen lauter Bezügen nur mehr wenig Raum bleibt, dann fühlt man sich häufig wie seinerzeit auf der Schulbank, und da war es auch oft recht langweilig. Nick Oberthaler lässt in seiner aktuellen Schau bei Layr Wüstenhagen einen ganzen Apparat von Verweisen auffahren: Die Romantik, der Nationalismus, die Maler-Geste, die Existenzphilosphie, die Rebellion der Jugend – all das findet Platz in seinen Bildern und Skulpturen. Fad wird das alles trotzdem nicht – die Dinge bleiben, postmodern, immer in der Schwebe, niemals wird es allzu eindeutig. So zitiert Oberthaler etwa einen Satz von Soeren Kierkegaard: „Der Augenblick ist jenes Zweideutige darin Zeit und Ewigkeit einander berühren“ – freilich ohne diese reichlich pathetische Aussage zu affirmieren, lässt er die Buchstabenfelder doch im schwarzen Raum hängen, ebenso wie die Planetenkugel, die umgeben wird von Kreisen. In einem davon reckt sich ein gestählter Körper der Sonne entgegen, offensichtlich eine klassizistische Skulptur – ob sie ideologisch kontaminiert ist, lässt sich dabei nicht erkennen. Anderswo hüpfen Trachtenmädel oder wackere Burschen vor abstrakten Pinselstrichen herum; auch die Herkunft dieser Zeitungsausschnitte wird nicht deutlich ersichtlich – dass sie aus der NS-Zeit stammen, erscheint jedoch wahrscheinlich. Der Kreis schließt sich, wenn man das Faible der Nationalsozialisten für die Romantik sowie deren durchkalkulierte und straff organisierte Jugendarbeit bedenkt. Doch Oberthaler geht es offensichtlich nicht um ein politisches Statement im engeren Sinn – er verulkt nämlich mit dem Abguss seines Unterarms, der heroisch einen Stab hält, ebenso die linke Revolutionsrhetorik wie die gestische Malerei. „Wo Aufruhr und Empörung verkommt zur Inszenierung wo die Jugend zur leeren Geste wird und uns die eigene Befindlichkeit täuscht wie der Blick in einen Spiegel“, steht auf einem Bild. Doch bei aller Dichte lässt Oberthalers – auch formal überzeugende – Ausstellung genügend Luft.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Nick Oberthaler - Der verlorene und wiedergefundene Himmel.
27.03 - 30.04.2009

LAYR Vienna (alte Location)
1010 Wien, Seilerstätte 2/26
Tel: +43 1 945 1791, Fax: +431 1 5238422
Email: gallery@emanuellayr.com
http://www.emanuellayr.com
Öffnungszeiten: Mi-Sa 12-18 h


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