Iris Meder †,
Walter Zschokke 1948-2009
Am Donnerstag letzter Woche ist der Architekturpublizist Walter Zschokke in Wien verstorben. Die Nachricht löste bei allen, die ihn persönlich oder über seine Texte gekannt haben, Bedrückung und Trauer aus. Zschokke genoss den Respekt, die Hochachtung und die Sympathie jener, die seine kritischen Texte, seine persönliche Involvierung in Diskussionen und Publikationen kannten und schätzten – eine Stimme und eine Persönlichkeit, die aus der österreichischen Architekturpublizistik seit den achtziger Jahren nicht wegzudenken waren. 1948 geboren, war Zschokke nach seinem Studium an der ETH Zürich zunächst in seiner Schweizer Heimatstadt Aarau als Architekt tätig, installierte sich aber bald am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur der ETH, wo er promoviert wurde und seit 2000 selbst unterrichtete. Seit 1985 in Wien lebend, arbeitete Zschokke zunächst eine Zeit lang im Büro von Hermann Czech. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde er durch seine präzisen analytischen Architekturkritiken in der "Presse" bekannt. Zschokkes umfangreiche publizistische Tätigkeit befasste sich unter anderem schwerpunktmäßig mit dem Baugeschehen in Niederösterreich. Gerade die Beschäftigung mit "leiser", strukturell orientierter Architektur außerhalb des marktschreierischen, gehypten Stararchitektentums, etwa mit dem Fokus Holzbau, zeichnete Zschokkes Ansatz aus. Dem entsprach auch sein persönliches Wesen, das von subtiler, ruhiger Analyse, Fairness und Bescheidenheit geprägt war und sich nie selbst in den Vordergrund stellte. Seine eigene architektonische Arbeit umfasst unter anderem Holzkonstruktionen wie das als "nichtreligiöser Sakralraum" interpretierte Wiener Übungszentrum für japanisches Bogenschießen, zu dem Zschokke auch einen persönlichen Bezug hatte. Eine Sportart, die ihm und seinem Arbeiten entsprach – konzentriert, reduziert, leise, auf den Punkt gebracht. Walter Zschokke wird fehlen.
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