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Vom Willen zur Villa

Der Mies-van-der-Rohe-Boom der letzten Jahre hat mehrere neue Publikationen zum Brünner Haus Tugendhat mit sich gebracht. Sie arbeiten unter anderem die Planungs-, Bau-, Nutzungs-, Renovierungs- und Konservierungsgeschichte akribisch auf und liefern so Forschungsgrundlagen für künftige Generationen. Der in Brünn erschienene Band des während der Drucklegung verstorbenen renommierten Architekturhistorikers Zdenek Kudelka ist eine sowohl für Laien wie für das Fachpublikum empfehlenswerte hervorragende Einführung in den Themenkreis des Hauses. Kudelka schildert in seinen ebenso knappen wie präzisen Texten auch die nicht konfliktfreie Zusammenarbeit des Bauherrenpaars mit Mies: Um ein Haar hätte der Perfektionist und rheinische Dickschädel Mies den Auftrag zurückgelegt, als die Tugendhats Zweifel an der Sinnhaftigkeit raumhoher Türen äußerten. Bei der Forderung nach Sonnenschutzmarkisen konnten sie ihren Willen gegenüber dem Architekten immerhin durchsetzen. Zeitgenössische Ansichten ergänzen die ausführliche fotografische Dokumentation von Libor Teply, die den Status Quo des Gebäudes in zahlreichen Detailansichten festhält. Teplys Fotografien vermitteln gekonnt die ungeheure ästhetische Raffinesse von Mies\ Architektur. Dabei wird auch die subtile Wirkung der Farbtöne im Wechselspiel von Materialien und Licht deutlich, die sich über die Schwarzweißfotos der frühen dreißiger Jahre nicht mitteilt. Der modernistisch querformatige Band wird seinem Gegenstand im übrigen nicht zuletzt durch seine schöne grafische Gestaltung gerecht. Details wie die Kapitelüberschrift \"Der Auftraggeber\" (trotz der auch von Kudelka geschilderten bekannten Tatsache, dass Grete Tugendhat für die Wahl des Architekten und die Planung mindestens so sehr verantwortlich war wie ihr Mann) sind daher verzeihlich. Zdenek Kudelka/Libor Teply, Vila Tugendhat. Brünn: Fotep, 2001
Mehr Texte von Iris Meder †

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