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Will Benedict, Anita Leisz, Jutta Koether: Arrhythmie statt Entropie

Wenn man die heutige künstlerische Überproduktion und ihre Umformierung wie auch ihre Fokussierung auf etliche Phänomene und Ästhetiken beobachtet, gewinnt man den Eindruck, dass eine “frische” Kunst niemals entstehen würde, ohne dass sie sich auf Tricks und aufs Lavieren mit Zitaten und Referenzen bezieht. Das einzige, das intakt bleibt, ist die Erinnerung an die ehemalige Einmaligkeit und Intensität der Formen, weiterentwickelt zu einer Unformiertheit in der Kunst ähnlich der EU- Normen, die auch die Krümmung der Banane festlegen. Diese Gedanken kommen einem in den Sinn, wenn man die Ausstellung in der Galerie Meyer Kainer mit Arbeiten von drei unterschiedlich arbeitenden KünstlerInnen sieht. Die Werke des Amerikaners Will Benedict mit den Produktionen der anderen zwei Künstlerinnen, Anita Leisz und Jutta Koether, die er zu dieser gemeinsamen Schau eingeladen hat, dienen als eine Art Display für Rahmen- und Produktionsbedingungen von Kunstwerken. Die Show überrascht. Man kann sie wie eine postmoderne und postkonzeptuelle Scharade lesen. Die Wandarbeiten von Will Benedict wirken ihrer Zeit enthoben - wie in museale Vitrinen eingeschlossene Objekte, Zeichen und Formen: aus Schaumpappe ausgeschnittene Kreise, die dem Augen einer Kamera gleichen, Reklamen, Digitaldrucke und Zeitungsdokumente und öfters eine vertikale, die weißleere Bildfläche zerschneidende schwarze Linie. Einen Teil mancher der Arbeiten bilden Leinwandgouachen, die abstrakte malerische Impressionen flott-flach und comicartig erscheinen lassen. Reflexionen über die Entstehung eines Objektes oder einer Skulptur und ihre technische Umsetzung vermitteln die wie betongrauen Blöcke von Anita Leisz, die liegend, schief aufeinander gestapelt oder stehend ihre post-avantgardistische Differenz und ihre Spuren entleerter Existenz manifestieren. Die Künstlerin scheint seit dem Beginn ihrer Karriere an einer Skulptur zu arbeiten. Ein anderes Beispiel zeitgenössischer produktiver Arrhythmie anstelle der unbesetzbaren Entropie stellt die inmitten des Hauptraumes aus sechs Glasplatten bestehende, zwei Mal geknickte Wand von Jutta Koether, ein transparenter Riegel, der das Persönliche zulässt. Diese hochragende Entfaltung, die einmal ein Display für die Arbeiten der Künstlerin darstellte, kommt einer Entlastung gleich: Viel zu lange hat man sowohl im Leben als auch in den Kunstsammlungen die Aufmerksamkeit auf die individuelle Leistungen der modernen KünstlerInnen konzentriert, statt die umfangreiche kollektive Arbeit der Moderne und alles Alternierende hervorzuheben.
Mehr Texte von Goschka Gawlik

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Will Benedict, Anita Leisz, Jutta Koether
28.01 - 28.02.2009

Galerie Meyer Kainer
1010 Wien, Eschenbachgasse 9
Tel: +43 1 585 72 77, Fax: + 43 1 585727788
Email: contact@meyerkainer.com
http://www.meyerkainer.com
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Sa 11-15h


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