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Ahoi Herbert. Bayer und die Moderne: Linz, Dessau

Damals konnten sie noch lachen. "ahoi! weihnachten 1933", schrieb Herbert Bayer auf ein Foto, das ihn, Xanti Schawinsky und Walter Gropius in ausgelassener Stimmung zeigt. Dabei war nicht alles so witzig. Seine Affäre mit Ise Gropius stürzte alle in eine Krise, das Bauhaus war geschlossen, Probleme mit den neuen Machthabern ließen sich noch ein paar Jahre verdrängen, zeichneten sich aber schon klar ab. Schawinsky, Leiter der Bauhaus-Jazzband, war seiner jüdischer Herkunft wegen bereits in seine Schweizer Heimat geflohen. Foto und Kommentar bilden jetzt Plakatsujet und Titel der großen Bayer-Retrospektive im Lentos. Der Oberösterreicher stieg schnell zum Star der neuen Gebrauchsgrafik auf, verließ das Bauhaus aber schon 1928, um in Berlin als Werbegrafiker zu arbeiten. Sind Bayers typografische Arbeiten aus der Weimarer und Dessauer Zeit und seine surrealistischen Fotomontagen der Dreißiger Stars des Bilderrrepertoires der Moderne, so hat man seine konkreten Malereien, Großplastiken, seine Landschaftsplanungen und architektonischen Projekte doch hierzulande bislang kaum gesehen, mit Ausnahme vielleicht des Orgelbrunnens, den er in reifem Alter, seit Jahrzehnten in den USA lebend, vor dem Linzer Brucknerhaus realisieren konnte. Nicht nur Bayers "Spätwerk", das man als solches ob seiner Frische gar nicht bezeichnen mag, ist hier jedoch zu entdecken, sondern ein souveränes Oeuvre, das perfekt zum Konzept des Bauhauses passt: Ausgebildet wurde ein Universalgestalter, der in allen Sparten gleichermaßen qualitätvoll arbeitete und wohl auch keine Ambitionen verspürte, dabei Prioritäten zu setzen. Ergänzt wird die Personale durch selten gezeigte Arbeiten von Vorbildern und Weggefährten wie Schlemmer, Klee, Kandinsky, Albers und Moholy-Nagy, ein Extra-Zuckerl ist ein psychedelisches Tanzvideo mit Raquel Welch (!). Ein Highlight nicht nur die Ausstellung, sondern auch der hervorragende und dabei äußerst wohlfeile Katalog.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Ahoi Herbert. Bayer und die Moderne
08.05 - 02.08.2009

Lentos Kunstmuseum Linz
4020 Linz, Ernst-Koref-Promendade 1
Tel: +43 70 7070 36 00
Email: info@lentos.at
http://www.lentos.at
Öffnungszeiten: täglich außer Mo 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr


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