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ART COLOGNE 2009: Raus aus dem Keller

Und plötzlich geht es aufwärts! Nachdem die Art Cologne in den letzten Jahren passend zur Stimmung ihr Dasein zum Teil im Keller der unattraktivsten Hallen der Kölner Messe fristen musste, nähert sich der Besucher jetzt von unten zunächst den Klassikern. So will es das Konzept des neuen Direktors Daniel Hug, der eine Straffung des Programms auf 184 Teilnehmer und eine klarere Trennung von Alt und Neu durchgesetzt hat. Nachdem jahrelang immer irgend eine Seite gemosert oder intrigiert hat, demonstrieren jetzt alle Beteiligten Einigkeit und Optimismus. Das erste Geschoss ist den Händlern und Galerien mit etablierten Positionen vorbehalten. Und schon hier wird deutlich, dass sich nicht nur die Kölnmesse sondern auch die Teilnehmer dieses Jahr besondere Mühe gegeben haben. Bei der Münchener Galerie Thomas ruht eine kleine Insel mit Werken der Klassischen Moderne in der Mitte des Standes, umgeben von gemäßigt zeitgenössischen Werken, wie einem neongelb gestreifte Gemälde von Günther Fruhtrunk, das für 105.000 Euro auf einen Käufer wartet. Die kleine Bronze „Chere Bibi“ von Max Ernst hat gleich am Eröffnungstag ein rheinischer Sammler für einen vergleichbaren Preis mitgenommen. Die Klassische Moderne war eben immer das Rückgrat der Kölner Kunstmessen. Darauf hat man sich jetzt nach einigen Jahren der Vernachlässigung wieder besonnen. Georg Nothelfer aus Berlin begrüßt diese neue Liebe für sein Segment ausdrücklich: „Es ist gut, dass die Klassische Moderne jetzt wieder stärker ist.“ Er sieht darin einen strategischen Vorteil. In der Krise seien viele Messen abgestürzt, die vorher auf der Boomwelle geritten sind. Von daher habe die Krise für die Art Cologne auch etwas Gutes. „Man muss jetzt zusehen, dass man den Marktplatz wieder in Gang bringt“, meint er. Dazu gehört, dass es gelungen ist, die ersten Abtrünnigen wieder zurück zu holen, wie Annely Juda aus London, Hans Mayer aus Düsseldorf und Michael Werner aus New York und Köln. Auf der Anbieterseite ist die Mutter aller Kunstmessen als wieder auf einem guten Weg. Bei den Bei den Besuchern hält sich die internationale Beteiligung in Grenzen. Viele der bekannten deutschen Sammler sind gekommen. Schließlich stammt ein großer Teil von ihnen aus dem Rheinland, und sogar die Rubells haben sich avisiert. Ob das reicht, wird sich erst am Ende der Messe zeigen. Die Händler haben sich jedenfalls den harten Zeiten angepasst und zeigen Verhandlungsbereitschaft. „Wir haben moderate Preise“, erklärt Klaus Schwarzer aus Düsseldorf und belegt das auch gleich. Er bietet ein Bild des Wannseegartens von Max Liebermann zu recht 580.000 Euro günstig an. In dieser Liga reicht ein Verkauf, um die Messekosten wieder einzuspielen. Die jüngere Abteilung im oberen Geschoss könnte es da etwas schwerer haben, was allerdings meist nicht an der Qualität liegt. Denn die hat gegenüber den Vorjahren deutlich zugelegt. Und auch hier wagen einige Aussteller durchaus Einiges, auch wenn hier und da Überflüssiges zu sehen ist. Andererseits gehen einige Galeristen auch Risiken ein, indem sie Sperriges anbieten. So führt Fahnemann Projects aus Berlin eine Performance von Anca Munteanu Rimnic vor, für die 20 Japaner angereist sind. Und bei der jungen Hotel Gallery aus London, die bei den letzten Ausgaben im Open Space ausgestellt hat, lässt man sich den regulären Stand bei den New Contemporaries vom Künstler Michael Bauer kuratieren, der Teile des Galerieprogramms mit Art Brut kombiniert. Bei Preisen ab 2.000 Euro müssen schon einige Werke den Besitzer wechseln, bis sich der Stand bezahlt gemacht hat. Der Laden für Nichts aus Leipzig setzt auf eine riesige Maske von Klaus Kinski, der mit einem Drachenschwanz nach chinesischem Vorbild zur bizarr-launigen Installation wird. Das Erfolgskonzept Open Space, mit dem die Messe preiswerte Einzelpräsentationen ermöglicht, ist nicht nur bei weniger kapitalkräftigen Junggalerien beliebt. Auch etablierte Kollegen, die sich nicht mit einem regulären Stand engagieren wollen, sind hier zu finden. Zu ihnen gehört die Pariser Galerie Loevenbruck. Die in Reihe gehängten angedötschten Alukästen von Bruno Peinado im Open Space sind das größte Kunstwerk der gesamten Messe. Zu haben sind sie jedoch auch einzeln, zum Preis von je 18.000 Euro. Auf einem guten Weg ist die Art Cologne also. Und sie hat den relativen Vorteil, dass es den Wettbewerbern aktuell auch nicht viel besser geht. Nach der Krise muss es allerdings aus eigener Kraft bergauf gehen.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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ART COLOGNE 2009
22 - 26.04.2009

Art Cologne
50679 Köln, Hallen 4 - 5, Messeplatz 1
Tel: +49-221 821 32 48
Email: artcologne@koelnmesse.de
http://www.artcologne.de
Öffnungszeiten: täglich 12 - 20 Uhr


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