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Art Karlsruhe 2009: Und plötzlich diese Zuversicht

Als Kunstvermittler muss man nur ordentlich strampeln und schon geht dem geneigten Betrachter ein Licht auf. Michael Sturm hat mit einer Arbeit der filderbahnfreundemöhringen (kurz FFM) für dunkle Zeiten vorgesorgt. Der Galerist tritt hoffnungsfroh in die Pedale eines Fahrrades, bringt damit die Glühbirne in einer kleinen zappendusteren Zelle zum Leuchten und macht so erst das Lesen der Beschriftung möglich: „Wenn die Nacht am tiefsten ist, ist der Tag am nächsten.“ Rio Reisers mit Ton Steine Scherben umgesetzte Hoffnungshymne will einem dann auch nicht mehr aus dem Kopf gehen. Doch allen Unkenrufen zum Trotz, ganz so schlimm kann es mit dem Kunstmarkt nicht stehen, zumindest nicht auf der 6. Art Karlsruhe. Nein, Krisenstimmung und Weltuntergang sehen anders aus. Viele der Messekojen wirken großzügiger dimensioniert als in den letzten Jahren, selbst an roten Punkten mangelte es bereits am Eröffnungsabend nicht. Dann ließ auch noch der Kulturstaatsminister aufhorchen, als er in Aussicht stellte, die Ankaufskommission des Bundes in Zukunft neben Berlin, Köln, Basel und London, auch nach Karlsruhe zu entsenden. „Garantiert gute Kunst!“, lautet das Motto dieses Jahr und wenngleich sich über derlei Qualifikationen streiten lässt, hat die Messe wieder nicht nur mit der Anzahl der ausstellenden Galerien etwas zugelegt. Von bereits gewohnt beachtlicher Güte zeigt das Angebot klassischer Moderne, an deren Spitze mit einem Preis von 2,7 Mio. heuer eine „Scene aus dem Sommernachtstraum“ von Ernst Ludwig Kirchner aus dem Jahre 1934 steht (Henze & Ketterer, Wichtrach/Bern). Für eine frische Brise hingegen sorgt der „Berliner Block“ in dem sich 15 Berliner Galerien mit jungen Einzelpräsentationen vorstellen. Unter ihnen bei Wagner + Partner die St. Petersburger Petschatnikov -Zwillinge, die mit ihren sprudelnd-tröpfelnden Nassanlagen -Arrangements und gemalt-gekachelten Unorten, den Kur- und Wellnesswahn Rechnung tragen. Statt Köln hat sich Mario Mauroner dieses Jahr erstmals für Karlsruhe entschieden. Mit dabei Lois Renners wunderbares Portrait des Arbeitsplatzes von Peter Weibel im ZKM. Der Besitzer der chaotischen Schreibtisches hat schon lange ein Auge auf das Werk geworfen, doch war man bislang nicht handelseins geworden. Vielleicht klappt es ja zum 65. Geburtstag, den der umtiebige Direktor dieser Tage begeht. Mit frühen Arbeiten von Peter Kogler zu Schnäppchenpreisen (Sachs, München), frischer Ware von Deborah Sengl und Xenia Hausner (Deschler, Berlin) oder einer Einzelpräsentation von Franziska Maderthaner (Brenneke, Berlin) setzt man auch andernorts auf Kunst aus Österreich. Man mag von der Klientel dieser Messe vielleicht behaupten, sie wäre etwas konservativ, doch das Interesse scheint ebenso ungetrübt zu sein wie die Kaufkraft und so macht man ganz unaufgeregt weiter. Das angenehme hier wäre, so ein Galerist, dass hier alles so unkompliziert ist. Möglicherweise bringt es ja das auf den Punkt.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Art Karlsruhe 2009
05 - 08.03.2009

Messe Karlsruhe
76287 Rheinstetten/Karlsruhe, Messeallee 1
http://www.art-karlsruhe.de
Öffnungszeiten: 11-19 Uhr, Freitag 11-20 Uhr


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