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Feedbackstage: Auf dem Dominofeld der Sound-Art

Spektakulär klingt der Titel des Projekts „Feedbackstage“ bei Georg Kargl Fine Arts, enthält er doch sämtliche Konnotationen von amplified und recorded Music. Der Bogen spannt sich denn auch vom revolutionären Plug In Gestus auf der Rockbühne über Werke der Soundart bis hin zu neuer kompositorischen Musik. Bezogen auf die einzelnen Strategien könnte man von verschiedenen Aufzeichnungs- und Wiedergabeverfahren sprechen; oder im Sinne Friedrich Kittlers von Aufschreibesystemen. Die Dynamik der Ausstellung – konzipiert von der Kuratorin der Galerie Fiona Liewehr – reicht von ruhig, intim, kammermusikalisch bis hin zu lärmend, lautem Auseinanderbersten. Von lago, laghetto über adagio, allegretto bis zu einem deutlichen presto. Sehr intim eine Serie kompositorischer Zeichnungen von Willem Engelen ("Verstrijken fuür Viola", 2007) im Eingangsraum entstanden auf Basis protokollierter Stimmungen von Musikern. Eine kleine Hörstation vermittelt die klangliche Umsetzung. Schärfer könnte der Kontrast zum anderen Ende der Galerie kaum sein. Dort arbeitet Jimi Hendrix im verlangsamten Filmzitat an der Dekonstruktion von „Star Spangled Banner“ anlässlich von Woodstock 1969. Dies ist gebändigte Entfesselung. In der medial verschalteten Arbeit von Janet Cardiff und George Bures Miller sowie Cory Arcangel läuft der Sound nämlich über das Apple GarageBand Program und erklingt ästhetisch nivelliert. Keine Frage, dass hier die gegenseitige Beeinflussung von Ton und Bild thematisiert wird. Insgesamt ein Parcours aus Werken der Sound-Art verknüpft mit Positionen konzeptueller Kunst, die über die Ebene des Visuellen in jene des Klangs hinausweisen. Erwin Thorns musikalische Zufalls-Zeichnungen „Random Tunes“ etwa. Oder die visuelle Klanguntersuchung „Echo“ (1992) von Christian Marclay. Zu sehen auch einige der auf Sound bezogenen Piktogramme von Gerwald Rockenschaub. Genial positioniert wurde das von Rockenschaub geschaffene Firmenlogo des nicht mehr existenten Wiener Record Shops „Black Market“ an der Außenwand der Galerie. Dann: Peter Weibels Miniatur "Erfindung des Zündschalls" (1966). Ein Turntable im Streichholzschachtelformat in seiner Dimension kontrastiert durch eine Tribüne von Michael Gumhold (2009). Tatsächlich klingend Albert Mayrs "Rock 'n' Roll Interface", (2009) eine Equippment-Collage zum Anstarten sämtlicher Wah-Wah, Fuzz und Feedbackeffekte der Rock´n Roll Geschichte. Man gelangt in das Gravitationsfeld einer Sound-Art Ausstellung, in der man weiters starken Werken von Bernhard Leitner, Steven Prina oder Idris Khan begegnet. Von Station zu Station allerdings steigt die Schwierigkeit, eine durchgängige These einzuziehen. Dies scheint solchen Projekten grundsätzlich immanent, da sich die konzeptuellen Überschreitungen in Richtung Sound kaum zu einer kunsthistorischen Strömung oder gar einem Genre zusammenfassen lassen. Vielmehr handelt es sich um höchst unterschiedliche Positionen aus sehr divergenten Kontexten. Genau aus diesen Momenten der Differenz wiederum ergibt sich die Spannung. Von Werk zu Werk erweitern sich die Lesearten durch Wendungen, Perspektivwechsel und Re-Kontextualisierungen. Das System freilich ließe sich erweitern wie ein Dominospiel.
Mehr Texte von Roland Schöny

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Feedbackstage
16.01 - 07.03.2009

Galerie Georg Kargl
1040 Wien, Schleifmühlgasse 5
Tel: +43 1 585 41 99, Fax: +43 1 /585 41 99-9
Email: office@georgkargl.com
http://www.georgkargl.com
Öffnungszeiten: Mi-Fr 13-19
Sa 11-16h sowie nach Vereinbarung


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