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Mythos Marilyn / Von Attersee bis Warhol: Marke McMarilyn

Wen die Götter lieben, den nehmen sie früh zu sich - wie etwa Jim Morrison, Janis Joplin oder auch die unvergessliche Marilyn Monroe alias Norma Jean Baker. Ein vorzeitiger Tod scheint die Legendenbildung um einen Star zu fördern. Welche Mechanismen einen solchen Mythos konstruieren, untersucht konkret anhand der wasserstoffblonden Inkarnation generationenübergreifender Männerträume die aktuelle Ausstellung in der Galerie Hilger. Die mediale Repräsentation etwa reflektiert Sieglind Gabriel, wenn sie eine Geschichte von einer geheimen Tochter Marilyns erfindet, von der sich diese - auf Geheiß ihres Agenten - trennen musste. Sie setzt sie in Fotos in einer grobkörnigen Paparazzi-Ästhetik mit sich selbst und ihrer eigenen Tochter in Szene. Ebenso unscharf ist der von George Pusenkoff auf Leinwand gedruckte, im Internet aufgefundene Obduktionsbericht, dessen verblichene Buchstaben nur noch schwer zu entziffern sind. Schon hier wird klar: Alle Versuche, einem mystifizierten Subjekt näher zu kommen, verschleiern mehr, als sie jemals enthüllen können. Dieser Voyeurismus hat eine Gegenseite: Die plakative Simplifizierung einer Person, eines Gesichts auf wenige Merkmale - wie etwa das berühmteste Muttermal der Welt. Marilyn wird so zu einer Art Marke. Wer hätte das besser gewusst als Andy Warhol, dessen Klassiker in einigen Siebdrucken in der Ausstellung vertreten ist? Andreas Leikauf begibt sich in seine Tradition, wenn er auf den Oberarm einer verwaschen gemalten Marilyn das McDonalds-Logo montiert und sie damit einem Konsumartikel gleichsetzt. Oswald Oberhuber spricht in einem Text zu seiner Collage \"Stern von Amerika\" aus Filmstills von einem Phantom, \"welches die Unerfülltheit aller emotionellen Wünsche in sich vereinigt. Glaube - Liebe - Hoffnung - Ruhm - Reichtum - Schönheit - eben alles, was man zu erreichen wünscht.\" Damit bringt er es auf den Punkt: Der Mythos Marilyn sagt weniger über diese selbst aus als über die Projektionen eines bestimmten Publikums und über eine Kinoindustrie, die es geschafft hat, die Benjaminsche Aura auf den Film und seine Darsteller zu übertragen.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Mythos Marilyn / Von Attersee bis Warhol
09.06 - 19.08.2002

Galerie Ernst Hilger
1010 Wien, Dorotheergasse 5
Tel: +43 512 53 15, Fax: +43 513 91 26
Email: ernst.hilger@hilger.at
http://www.hilger.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Sa 11-15 h


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