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Young and Reckless 4: Markus Krottendorfer: Fiction statt Science

Wie würden Außerirdische – gäbe es sie tatsächlich – unsere Welt sehen? Was würden sie gerne erfahren darüber? Was wäre das Wichtigste, das man ihnen mitteilen sollte? Und welche Bilder sollten das transportieren? Eine mögliche Antwort auf derartige Fragen gab im Jahr 1977 eine Datenplatte, die von der NASA entwickelt wurde und in das Weltall geschossen wurde – Bilder und Tonaufnahmen sollten, wem oder was auch immer, eine Vorstellung vom Planeten Erde geben. Darunter fanden sich, logisch, Abbildungen von Großbauten wie dem Taj Mahal, Naturstücke wie Waldböden, Menschen – aber auch eine Grußbotschaft von Kurt Waldheim, damals UN-Generalsekretär. Markus Krottendorfer bezieht sich mit seiner Diainstallation in der BAWAG Foundation auf diesen Info-Kasten für Marsmännchen. Er kombiniert Fotos von allem Möglichen mit Science-Fiction-Bildern, die auch heftigen Fieberträumen entsprungen sein könnten: Planetenringe, zwischen denen Steine fliegen, Gasemanationen, die aus kargen Oberflächen weichen, Wüsten, über denen sich psychodelisch wirkende Ringe in rot-gelb-grün bilden, bunte Nebel, funkelnde Sternenhaufen, eisige Schluchten – all das lässt Krottendorfer assoziativ, formal lose verbunden, aufeinander folgen, und die Bilder des fantasierten Exterrestrischen sind jenen von der Welt streckenweise gar nicht so unähnlich: Die intensive Farbigkeit der Science-Fiction-Bilder korrespondiert mit jener auf den Sonnenuntergangsfotos, dem Inbegriff des Privatkitsches; die Textur der Mondlandschaften ähnelt der von Berglandschaften oder Wüsten, durch die Kamele stapfen. Das Setting, auf dem die Projektionsflächen stehen, erinnert ebenfalls an die Ästhetik der Science-Fiction: In dem völlig verdunkelten Raum wird das Publikum von einem einzigen grellen Scheinwerfer zunächst kräftig geblendet, so, als fände es sich selbst auf einem anderen Planeten – oder eben in einem Film über jemanden, der sich auf einem anderen Planeten findet. Krottendorfers Installation erzählt uns nichts über das Universum, wie es, wissenschaftlichen Erkenntnissen gemäß, tatsächlich ist, sondern über unsere Vorstellung darüber, wie wir es gern hätten. Erst darin, dass er die irdische Welt mit einschließt, liegt das kritische Potenzial seiner Arbeit.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Young and Reckless 4: Markus Krottendorfer
05 - 29.03.2009

BAWAG P.S.K. Contemporary
1010 Wien, Franz Josefs Kai 3
http://www.bawagpskcontemporary.at
Öffnungszeiten: täglich 14-20h


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