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Anish Kapoor - Shooting into the Corner: Viel Lärm um wenig

Wer an Anish Kapoor als einen Bildhauer denkt, der, wie es im Jargon so schön heißt, mit „dem Raum umgehen“ kann, der wird von seiner aktuellen Ausstellung in Wien enttäuscht werden. Ihr Untertitel „neue raumgreifende Arbeiten im MAK“ widerspricht ihrer tatsächlichen Umsetzung. Nach dem Raum greift hier nämlich überhaupt nichts. Freilich: Kapoor ist Kapoor, und seine – im MAK vor allem aus einer blutroten Wachs-Vaseline-Mischung bestehend – Arbeiten vermögen auf einer affektiven Ebene schon zu beeindrucken, der rote Gupf, über den sich ganz langsam ein Metallteil schiebt und so die Oberfläche abschabt (Past, Present, Future), ebenso wie die halbkugelförmig ausgehöhlte Ecke (Shadow Corner), wo sich im Prinzip dasselbe tut. Theatralische Effekte erzielte - vor allem bei der Eröffnung - das zentrale und titelgebende work in progress „Shooting into the Corner“: Aus einer Kanone werden Wachsgeschosse in eine Ecke gefeuert – und zum Ende der Ausstellung soll der entsprechend angewachsene Berg ungefähr 20 Tonnen wiegen. Derzeit wirkt das Ganze jedoch eher mickrig – und steht in keiner Relation zum Spektakel, das vom lärmenden Abfeuern der Kanone verursacht wird. Dass man – gewiss aus sicherheitstechnischen Gründen – die Besucher auch noch durch eine hohe Absperrung auf Distanz hält, verstärkt die Theatralik; was an sich nicht schlimm wäre, wenn nicht gar so wenig zu sehen wäre. Doch auch die anderen Skulpturen erweisen sich schlicht als zu klein für die hohen Räumlichkeiten: „Shadow Corner“ klebt an der Stirnseite des rechten Saales, der ansonsten gähnend leer ist. „Past, Present, Future“ hat ebenfalls zu viel Luft um sich – einzig der wächserne Halbkreis („Push-Pull II“) kommt zur Geltung. All das steht in unfreiwillig ironischem Widerspruch zu dem Pathos, mit dem man Kapoors Arbeit zu vermitteln versucht (von „Veränderung, Vergänglichkeit und Neuanfang“ ist da die Rede, von einer nicht näher erläuterten „Philosophie des Verborgenen“, vom „Geistigen und Transzendenten“) als auch zum Aufwand, der hier betrieben wurde. Aber vielleicht wächst der Berg ja noch so an, dass man tatsächlich von „raumgreifenden Arbeiten“ sprechen kann.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Anish Kapoor - Shooting into the Corner
21.01 - 19.04.2009

MAK - Museum für angewandte Kunst
1010 Wien, Stubenring 5
Tel: +43 1 711 36-0, Fax: +43 1 713 10 26
Email: office@mak.at
http://www.mak.at
Öffnungszeiten: Di 10-21, Mi-So 10-18 h


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