Werbung
,

Ruhe im Trubel

SCHUDA | SCHMEISER: TEMPELSCHLÄFER. KUNST IM ÖFFENTLICHEN RAUM STEIERMARK Susanne Schuda und Florian Schmeiser generieren in vier steirischen Konsumtempeln Kunst im öffentlichen Raum. Die Einkaufszentren mit so klingenden Namen wie EKZ Weinland Leibnitz, GEZ West Gleisdorf, Citypark Graz und Arena am Waldfeld Fohnsdorf stellen dabei eine ungewöhnliche Ausstellungsfläche dar und der Konkurrenzdruck mit Gütern des offenbar allgemeinen Bedarfs ist groß. Die beiden Kunstschaffenden entwickelten für diese Umgebung eine doppelsinnige Bild-Klang-Welt. Ein übergroßer liegender weißer Porzellanbuddha, der ausssieht, als wäre er aus einem Stück gegossen, besteht de facto aus verschiedenen im Internet gefundenen Einzelteilen. Seine homogene Oberfläche wird durch Überzeichnung konstruiert. Dies läuft ganzheitlichen fernöstlichen Denkweisen zuwider und spiegelt dabei unsere Gegenwart, in der nur zu gern jedwede gedachte Transzendierung des Egos zur Projektionsfläche egomanen Wohlbefindens umdefiniert wird. Es ist aber nicht nur der Buddha aus gefundenen Versatzstücken montiert, sondern die gesamte Arbeit kollagiert fröhlich Widersprüche in einzelnen Sujets von Krieg und Tod, Luxus und Leben. Dabei funktioniert die Oberfläche insgesamt als Einzelbild. Als inhärenter Teil dieses Bildes findet sich ein Barcode-Lesegerät, das von Passierenden jederzeit aktiviert werden kann. Eben gekaufte Stücke werden dazu wie bei einer Supermarktkassa über einen Scanner gezogen. Dadurch werden spezifische Klangsequenzen generiert, die in unmittelbarer Abhängigkeit zum eingelesenen Zahlencode stehen. Unabhängig davon läuft ein konstanter Klangteppich, der sich über das allgemeine Stimmengewirr legt und seinerseits wiederum durch die Klänge der Barcodes überlagert wird. Der Klangraum ist in seiner Wirkung ebenso komplex wie in seiner Entstehung avanciert. Die aktivierten Klangmodule sind fünfstimmig und dauern jeweils zwischen dreißig und neunzig Sekunden. Jede Stimme ruft je nach Zahlenfolge bestimmte Samples oder synthetische Klänge auf. Demnach bekommt jeder Barcode seinen eigenen, produktspezifischen Klang; nur gleiche Produkte klingen gleich. Die Ruhe des Buddhas und der Klänge gehen Hand in Hand. So wird die Arbeit zu einer Oase inmitten des Trubels. Zur ironischen Überzeichnung wird die Frau in Rot, die den “Tempelschläfer” während der Eröffnungen mit ihrem Megafon dem Publikum lautstark anpreist. Die letzte Station wird in Fohnsdorf vom 17.11. bis 29.11.08 in Fohnsdorf zu erleben sein.
Mehr Texte von Ursula Hentschläger

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: