Werbung
,

Cutting Realities - Gender Strategies in Art: Ausgerechnet Bananen

Dorit Margreiter trainiert. Nicht etwa für die bevorstehende Teilnahme an der Biennale Venedig, sondern an einer Baseball Ballwurfmaschine. Zwischen das Stakkato aus wuchtigen Schlägen und kraftvollem Stöhnen schleicht sich in der Videoinstallation „Jock“ die Reflexion über Selbstdisziplinierungsmaßnahmen erfolgsorientierter Städter(Innen?), die sogar der eigenen Freizeitbeschäftigung den Wettkampf ansagen. Tanja Ostojic strengt sich ebenfalls an, um auf der Straße des Erfolgs richtig abzubiegen. Als Schatten des 2005 verstorbenen Starkurators Harald Szeemann inszenierte sie sich in „I’ll be your Angel“ auf der Biennale Venedig, um Strategien des Wahrgenommenwerdens im Kunstzirkus zu untersuchen. Sowohl Margreiter als auch Ostojic reagieren auf mediale Aspekte der Geschlechterdarstellung und – rezeption. Die Grundidee der Ausstellung „Cutting Realities“ schlummert in der kulturellen Zeitenwende von 1968: Ob es nachhaltige Spuren der sozialen Umbrüche der Sechzigerjahre in der Kunstgeschichte gibt, will Kurator Walter Seidl herausfinden, als Anschauungsmaterial dienen Werke aus der Erste-Bank-Sammlung „Kontakt“, die einen Schwerpunkt auf politische und feministische Positionen aus Ost- und Südosteuropa legt. Das wirft ganz nebenbei ein interessantes Schlaglicht auf die gesellschaftspolitischen Maßgaben für die Beschäftigung mit dem sozialen Geschlecht. Eine zentrale Position nimmt jedenfalls Valie Exports „Tapp- und Tastkino“ von 1968 ein, ebenso die „Body Sign Action“ von 1970. Aber auch die heute über 80-jährige tschechische Künstlerin Bela Kolárová, deren konstruktivistische Fotokunst der 1960er Jahre eine poetisch-intime Auseinandersetzung mit Geschlechterhierarchien darstellt, nimmt einen wesentlichen Platz ein. Natalia LL entlarvte den männlich-trivialen Blick auf Bananen essende Frauen im suggestiv-erotischen Video „Consumer Art“ von 1972. Aus heutiger Sicht wirkt das beinahe banal: Gender Strategien in der Kunst haben - mindestens - 40 Jahre auf dem Buckel, zu feministischen Perspektiven haben sich längst auch Cross-Gender-Fragen gesellt. Hans Scheirl klammert die Geschlechter-Identifikation in seinen „Street Images“ bewusst aus, Artur Zmijewski entlarvt in seinen Videos die grundsätzliche Trivialität des Körpers. Dass es immer noch um eine Sensibilisierung der Gesellschaft geht, zeigen eingangs die Plakate von Šejla Kameric, die das in seiner Verächtlichkeit überaus schockierende Graffito eines unbekannten niederländischen UN-Soldaten in Srebrenica über ihr eigenes Fotos kopiert hat: „No Teeth, A Mustache, Smells Like Shit...? Bosnian Girl!“
Mehr Texte von Ivona Jelčić

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Cutting Realities - Gender Strategies in Art
23.09 - 29.11.2008

Austrian Cultural Forum New York
10022 New York, 11 East 52nd Street
Tel: + 212 319 5300, Fax: + 212 644 8660
Email: desk@acfny.org
http://www.acfny.org
Öffnungszeiten: täglich 10-18 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: