
Manisha Jothady,
A Question of Evidence: Beweismaterial Kunst
Kann Kunst politische Brisanz entfalten? Kann sie als Mittel zur Veränderung oder zum Widerstand gegen repressive Machtsysteme genutzt werden? Welche Formen soll sie dabei annehmen? Und in welchem Kontext kann Kunst, die protestiert, rebelliert und aufklärt, überhaupt wirksam sein?
Selten ist es einer Ausstellung derart eindringlich gelungen, Fragen wie diese aufzuwerfen. Die in „A Question of Evidence“ gezeigten Arbeiten beziehen sich auf die Lebensrealitäten in Ländern Süd- und Zentralasiens.
Dem demokratischen Widerstand in Burma ist der Beitrag des Inders Amar Kanwar gewidmet. Ausgangspunkt für die Videoinstallation „The Torn First Pages“ ist die Geschichte von Ko Than Htay, einem Buchhändler, der inhaftiert wurde, weil er vor dem Verkauf seiner Bücher deren Deckblätter mit Propagandaparolen des burmesischen Militärregimes herausriss. Kanwar setzt dieses Ereignis ästhetisch um, indem er das elliptisch strukturierte Filmmaterial auf transparentes Papier projiziert. Die Poesie und Metaphorik, die er dadurch erzeugt, unterstützt die Betroffenheit über die Bilder, die von Opfern des Widerstands ebenso erzählen wie sie Einblick in Staatsereignisse und -doktrin geben.
Wie Kanwars Arbeit verstehen sich auch die anderen Beiträge dieser Ausstellung als Dokumente, die an das Bestreben nach Wahrheitsfindung appellieren. Dass die künstlerischen Strategien dabei oft nur jene der Verschlüsselung oder Selbstzensur sein können wird nicht nur durch die Bild-Text-Fabeln des indischen Raqs Media Collectivs verdeutlicht. Pak Sheung Chuen aus Hongkong filtert beispielsweise aus einem Kassenbon versteckte Botschaften heraus. Der in Singapur lebende Heman Chong erinnert in Fotocollagen an politische Gefangene, löscht die Erinnerung an sie aber zugleich aus, indem er das Dargestellte eliminiert. Ein Akt der künstlerischen Selbstzensur geht in dieser Schau besonders unter die Haut: Khin Khin Su aus Burma lässt den Betrachter durch eine kleine Öffnung in der Wand blicken. Dahinter verbirgt sich eine Nachricht, die verdeutlicht, mit welchen Ängsten sich das Bestreben nach künstlerischer Freiheit und nach Meinungsfreiheit in Diktaturen verbindet.
Vor dem Hintergrund hierzulande immer wieder geführter Debatten über die Freiheit, die Möglichkeiten und die Verantwortung der Kunst macht „ A Question of Evidence“ bewusst, dass sich mit all dem anderswo weitaus existenziellere Fragen verbinden.
A Question of Evidence
20.11.2008 - 31.05.2009
Thyssen-Bornemisza Art Contemporary (alte Location)
1010 Wien, Himmelpfortgasse 13/9
Tel: + 43 1 513 98 56, Fax: + 43 1 513 98 56 22
Email: office@tba21.org
http://www.tba21.org
Öffnungszeiten: Di-So 12-18 h
20.11.2008 - 31.05.2009
Thyssen-Bornemisza Art Contemporary (alte Location)
1010 Wien, Himmelpfortgasse 13/9
Tel: + 43 1 513 98 56, Fax: + 43 1 513 98 56 22
Email: office@tba21.org
http://www.tba21.org
Öffnungszeiten: Di-So 12-18 h