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Georg Baselitz - Gemälde und Skulpturen 1960-2008: Upside down, you’re turning me

Kaum totgesagt, scheint sie auf dem frei flottierenden Jahrmarkt von Kunst, Kitsch und Krempel unversehens wieder zu boomen: Die Malerei, die seit den pilzzerfressenen Höhlenmalereien von Lascaux als sammlerkompatibles Tafelbild im Take-away-Format ihre dominierende Stellung im Kunstkosmos unangefochten behauptet. Und dabei mitunter in die Maßlosigkeiten des Überdimensionierten eines unhaltbaren Geniekults ragt. Fallbeispiel Georg Baselitz, dem das Museum der Moderne in Salzburg die erste Retrospektive in Österreich seit 1992 widmet. In den späten 60er Jahren durch den Kunstkniff des „upside down“ einer prall-prahlenden Gegenständlichkeit als streitbarem „Kopfstand der Welt“ (Werner Spies) bekannt geworden, verfolgt der 1938 als Hans-Georg Kern in der ehemaligen DDR Geborene seit fünf Jahrzehnten eine gezielt marktschreierische Strategie (Baselitz: „Methoden“), überkommene Sehgewohnheiten gegen den (Pinsel-) Strich zu bürsten. Und etabliert damit das vermeintlich Unschickliche als sein ureigenstes Branding. Gestern das Schreckgespenst des Großbürgertums, heute und übermorgen sicher auch noch der schaumgeborene Malerfürst, dessen Authentizität sich durch eine virtuos gepflegte / kultivierte Großmächtigkeit des Handwerklichen und –schriftlichen verbürgt. In 54 Gemälden und fünf grob behauenen Holzskulpturen wird ein Lebenswerk nachgezeichnet, das anfänglich ein koloristisches Klima von Mief und Muffigkeiten der gesamtdeutschen Nachkriegswirklichkeit, mit gelegentlichen Ausflügen in die Kunst und deren Geschichten, umreißt. Spätestens aber mit den „Remix“-Bildern sich nationaler Verpflichtungen und schuldbesudelter Hirten und Heroinnen und deren geerdeten Farbigkeiten bei ihrem Aufbruch in transglobale Gefilde entledigt. Mit fragonardscher „Rapidité“ hingeworfen, tauchen thematische Zerfetzungen der eigenen Früh- und Skandalgeschichte aus dem Urgrund der Malerei, der weiß belassenen Leinwand, auf, um sich als neuerliche Um-Drehungen wieder dorthin zurückzuziehen. Die Malerei als Geste. Und Konzept. Vice versa. Oder um mit Samuel Beckett zu sprechen: „Das Gleiche nochmal anders.“
Mehr Texte von Stephan Maier †

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Georg Baselitz - Gemälde und Skulpturen 1960-2008
22.02.2008 - 21.06.2009

Museum der Moderne Salzburg Mönchsberg
5020 Salzburg, Mönchsberg 32
Tel: +43 / 662 / 84 22 20-403, Fax: +43 / 662 / 84 22 20-700
Email: info@mdmsalzburg.at
http://www.museumdermoderne.at
Öffnungszeiten: täglich 10-18 h, Mi 10-20 h


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