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Reiner Ruthenbeck: Kinetisches Konzept

Der Kosmos sei Veränderung, das Leben Meinung, schrieb Marc Aurel, und die optimistische Folgerung könnte lauten, daß eine Änderung des Meinens ein kosmisch gültiges Geschehen ist. Die Kunsthalle Düsseldorf zeigt verdienstvoll im Hinblick auf diese These, insofern als Kosmos außer dem Weltganzen auch Schmuck bedeuten kann, eine unprätentiös auftretende, gänzlich diamantenfreie Retrospektive von Reiner Ruthenbeck. Als einer der ersten Beuysschüler vermeidet er bei seinen Objekten und Installationen jeden entropischen Ekelfaktor – wer Fettnäpfchen sucht, wird dergleichen nicht finden. Die Nähe zu Beuys scheint dennoch in kongenialer Weise auf , etwa, wenn man die 14 Klapptafeln (1977, 14 Aluminiumtafeln, schwarz lackiert, Scharniere, je 150x100x0,5cm) mit Beuys´ Palazzo Regale (1985) in Beziehung setzt. Das räumlich ausbalancierte Einstellen von Dingen in den beiden Installationen und die Auffassung von Proportion lassen einen vorgestellten Kofferpackwettbewerb zwischen Beuys und Ruthenbeck zu einem Spiel werden, das beide lässig gewinnen würden – in der Kunst geht sowas. Auch die Anordnung der Objekte im Kinosaal der Kunsthalle mit roten Pölstern, die friedlich in Plüsch von der Empore winken, evoziert eine angenehme Aura von heller Eleganz; wer die Einladung, in einer gelungen Achterschlaufe auf die Eckenraute (1985, Aluminium, Lack) zu zu flanieren und dabei die Endlose Überkreuzung Blau/Rot auf zwei Spiegeln (1986, 2 Spiegel, Folie) zu durchqueren, nicht annimmt, verpasst was. Alle Arbeiten haben den nötigen Raum, um einzeln zu erscheinen. Sie sind so positioniert, daß der Saal von sich aus eine Art Dolby-Suround-Effekt freisetzt. Der Emporensaal überrascht zunächst durch die Kordel, die am Eingang den Zutritt behindert. Dadurch gewinnt die Szenerie, die sich auf die Erscheinung von Tischen mit Gleichgewichtssinn konzentriert (Tisch mit Gummiseil, 1983, Tisch auf Stahlstäben, 1983/84, Tisch auf Gelber Kugel, 1984), den Charakter eines Guckkastens. Das Konzept Kino mit bewegtem Betrachter geht auf. Wer bislang der Meinung war, Kino passiere woanders als im Kopf, der soll in der Kronenzeitung protestieren. Alle anderen dürfen nach Düsseldorf und Duisburg, wo im Lehmbruckmuseum gleichermaßen Ruthenbeck, aber mit früheren Arbeiten präsentiert wird, hinfahren oder jedenfalls den Katalog, der zur Ausstellung Mitte November erscheint, anschauen
Mehr Texte von Gesche Heumann

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Reiner Ruthenbeck
12.10.2008 - 11.01.2009

Kunsthalle Düsseldorf
40213 Düsseldorf, Grabbeplatz 4
Tel: +49-211-8996243, Fax: +49-211-8929168
Email: mail@kunsthalle-duesseldorf.de
http://www.kunsthalle-duesseldorf.de
Öffnungszeiten: Di-Sa 12-19, So 11-18 h


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