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Toyo Ito_Fluid Space: Lebendige Räume - Wachsende Architektur

Friedrich Kiesler begriff Architektur nicht als statische Disziplin, sondern als universelles, für Veränderungen offenes, wandelbares Phänomen. Seine visionären Ideen und Konzepte wie die Raumbühne und das „endless house“ sind bis heute faszinierend. Dementsprechend hoch sind die Ansprüche, die an Preisträger des österreichischen Friedrich Kiesler-Preises für Architektur und Kunst gestellt werden. Toyo Ito erwies sich als ihrer würdig, seine Antwort auf Kieslers „Endless Space“ ist der „Fluid Space“. Unter diesem Titel sind die zarten Skizzen und Fotos seiner Arbeiten in der Kiesler Foundation zu sehen. Vor einem Bildschirm kann man dort auf einer Bank, die er aus unterschiedlichen Hölzern wie einen abstrahierten Stamm mit stumpfen Astlöchern designte, in die gefilmten Gebäude eintauchen. 1976 plante er seiner Schwester, die damals um ihren verstorbenen Mann trauerte, das sogenannte „White U“. Ein weißes, fensterloses Haus mit Pultdach, dessen Räume von oben belichtet werden und u-förmig einen Innenhof umschließen. Dieses Universum stiller Achtsamkeit war für eine bestimmte Lebensphase konzipiert und wurde 1998 abgerissen. Itos eigenes Haus liegt gleich daneben: „Silver Hut“ heißt diese zeitgenössische japanische Interpretation der Urhütte mit der flexiblen, filigranen Dachkonstruktion aus Glas und Stahl, die sich über einen Innenhof wölbt und so im urbanen Kontext ein Wohnen mit Freiraum ermöglicht. Die Sendai Mediatheque hat keine Wände mehr. Wie Algen im Wasser durchdringen vertikale, organisch geformte Raumschläuche aus Stahlgeweben das siebengeschossige, transparent umhüllte Gebäude. Die Skizze dazu faxte die Ito vom Flugplatz ins Büro. „Ich wollte einen fließenden Raum schaffen und das natürliche Phänomen des Lichts in das Gebäude integrieren. Es sollte wie ein Park sein.“ An einem japanischen Einkaufsboulevard entwarf er dem italienischen Lederwarenhersteller TOD’S einen Turm, dessen Stahlbetonfassade wie die Silhouette der Bäume auf der Straße wirkt. Keine der 270 Öffnungen, durch die das Licht in den offenen, mit Holz und Leder gestalteten Verkaufsraum und der Blick auf die Äste draußen fällt, ist gleich. Auch das Matsumoto Performing Arts Center besticht mit fließenden Räumen und subtilen Lichteffekten. Die anderen Projekte muss man sich selbst ansehen. „Ich bin zwischen Seen und Bergen aufgewachsen, das hat mein Unterbewusstsein beeinflusst,“ erzählt Ito. „Der Prozess der Metamorphose fasziniert mich. Er bildet die Basis meiner Architektur. Je komplexer eine Form ist, umso näher ist sie der Natur. Mein Traum für die Zukunft ist keine Opposition zwischen Natur und Architektur, sondern eine Assimilation von beidem.“ Friedrich Kiesler würde sich freuen.
Mehr Texte von Isabella Marboe

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Toyo Ito_Fluid Space
17.10.2008 - 13.02.2009

Kiesler Stiftung Wien
1060 Wien, Mariahilfer Straße 1B
Tel: +43-1-513 07 75, Fax: +43-1-513 07 75-5
Email: office@kiesler.org
http://www.kiesler.org
Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10.00 bis 17.00 Uhr
Sa 11-15 Uhr


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