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Peggy Sirota - Guess Who: Der Trick mit dem Knick

Wer erinnert sich nicht an eine der Schlussszenen der Agentenparodie \"Austin Powers\", in der Hauptdarsteller Mike Myers minutenlang unten ohne rumläuft, ohne dass sein bestes Stück dem Zuschauer auch nur für einen winzigen Moment ansichtig würde. Möglich wird diese - höchst komische - Selbstzensur durch ein inszeniertes Versteckspiel, bei dem sich mit jeder Bewegung irgend ein anderer Gegenstand zwischen die nackten Tatsachen und die Kamera schiebt und so die Sicht wirkungsvoll verdeckt. Eines ähnlichen Tricks bediente sich die amerikanische Starfotografin Peggy Sirota für ihre Fotos von Prominenten. \"Guess Who\" heißt das Projekt, aus dem ein Buch und eine Ausstellung hervorgingen. Immerhin 172 Promis ließen sich dafür bis zur Unkenntlichkeit verkleiden, verhüllen oder sonst wie verfremden. Als Hinweise auf die wahre Identität dienen anagrammartig umgestellte Namenskreationen. Technisch verraten die Fotos wenig Aufwand. Tatsächlich wirken sie wie Schnappschüsse, auch wenn das Setting sorgfältig inszeniert wurde. Wichtiger als eine präzise Ausleuchtung sind Originalität und Witz beim Ausdenken der Maskeraden und Situationen. Die Strategien des Verhüllens sind tatsächlich zahlreich. Am radikalsten verfuhr Peggy Sirota mit Janet Jackson: Sie steckte die Sängerin in einen schwarzen Plastiksack, den sie für das Foto wie Abfall an den Straßenrand platzierte. Subtiler ging sie mit Brad Pitt um, dessen Kopf von den Augen aufwärts aus einer spiegelnden Wasserfläche lugt. Wer das Anagramm nicht aufgelöst hat, wird ihn kaum erkannt haben. Auch die Gesichter von Anthony Hopkins und Isabella Rosselini sind schwer zu identizifieren. Das erste ist zu einer Grimasse verzerrt, das zweite durch eine Verschnürung mit Garn nahezu unkenntlich gemacht. Zu den besten Fotos gehören jene, in denen Peggy Sirotas Versteckspiel etwas preisgibt, das mit dem Charakter der Person korrespondiert. Dies geschieht etwa in einem Foto von Mia Farrow, die wie ein kleines Kind auf einer Wiese sitzt und einen riesengroßen Teddybären umarmt. In diesen Fotos fällt - wie beim Verkleiden im Allgemeinen - das Verfremden zusammen mit dem Enthüllen.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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Peggy Sirota - Guess Who
30.04 - 02.06.2002

Westlicht
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