Werbung
,

Oskar Laske und der erste Weltkrieg: Blicke durchs Schlüsselloch auf die Front

Maschinengewehre, Karabiner, eine 81.700 Kilogramm schwere, riesige 38-Zentimeter-Haubitze mit drei Granaten, zwei Kartuschen, Ladekran und Munitionskarren. Die gewaltige, alles auslöschende Kraft des Krieges ist im Heeresgeschichtlichen Museum immer präsent. In diesem martialischen Umfeld sind nun unter dem Titel \"Nicht größer als eine Ameise ? Oskar Laske und der Erste Weltkrieg\" Guaschen, Aquarelle und Skizzen zu sehen, die Laske als Kriegsmaler des Kriegspressequartiers anfertigte. Der Kontrast zwischen der realen, imposanten Kriegsmaschinerie und Laskes zarten Zeichnungen könnte kaum größer sein. Akribisch genau, mit dem unschuldigen Blick eines Kindes, stellt Laske Schlachtenszenen dar. Insektengleich, gesichtslos, am Horizont nur als kleine Pünktchen erkennbar, überziehen Truppendivisionen die Schlachtfelder. Krieg macht den einzelnen in der militärisch vorrückenden Masse zum Teil der übergeordneten Maschinerie. \"Man ist nicht größer als eine Ameise da drinnen. Die Artillerie beherrscht alles. Gewaltig, intelligent, alles zerschlagend, mit einer Regelmäßigkeit, die zum Verzweifeln ist\", meinte Fernand Léger am 7. 11. 1916 auf dem Schlachtfeld von Verdun. Laske trifft in seiner distanzierten, emotionslosen Darstellung genau diesen Zustand, nimmt dem Krieg jedes Pathos, stellt ihn dar wie eine Naturkatastrophe, die ohne jede Anteilnahme über Menschen, Dörfer, Städte hinwegfegt. Er richtet seinen Blick aber nicht nur auf die vom Kriegspressequartier geforderten Schlachten. Wie eine Hintergrundreportage aus der Schlüssellochperspektive in gezeichneter Form wirken seine schnellen Skizzen mit Feder und Bleistift. Sie zeigen die andere Seite des Krieges, den Alltag von Soldaten und Zivilisten hinter der Front. In diesen kleinformatigen, raschen, von den Umständen sichtlich in Mitleidenschafte gezogenen Blättern gibt Laske den Menschen ihre Persönlichkeit zurück. \"Unser Markt in Ostgalizien\", die \"Bäuerinnen in Znaim\" und ähnliche Blätter erreichen die grafische Qualität eines Touslouse-Lautrec, andere Skizzen erinnern in ihrem Witz und ihrer Prägnanz an Comic-Strips. Die Karikatur eines schlafenden Soldaten könnte auch aus der Feder von Wilhelm Busch gekommen sein. Der Feldkoch am Herd, Mittagessen, entlarvende Charakterstudien von Militärs, Bauern, Hinrichtungen: Laske zeigt, was die Haubitze verschweigt.
Mehr Texte von Isabella Marboe

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Oskar Laske und der erste Weltkrieg
11.04 - 28.07.2002

Das Heeresgeschichtliche Museum im Arsenal
1030 Wien, Ghegastr Arsenal Obj 1
Tel: 0043-1-795 61/60 001, Fax: 0043-1-795 61/17707
Email: bmlv.hgm@magnet.at
http://www.hgm.or.at/


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: