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Spencer Tunick - Vienna: Masse und Individuum

Der US-Amerikanische Photo- und Performancekünstler Spencer Tunick zeigt derzeit seine diesen Sommer in Wien entstandenen Arbeiten. Wie immer ließ Tunick Massen von nackten Menschen für seine Installationen posieren, diesmal Anlassbezogen (Fußball Europameisterschaft 2008) im Ernst Happel Stadion. Dieser Anlass scheint allerdings auch die größte Schwäche der ansonsten sehr gelungenen Arbeiten zu sein, wirken doch seine nackten Massen im Stadion eher verloren und keineswegs verstörend, wie dies bei seinen Arbeiten im Stadtgebiet sehr wohl der Fall ist. Das Highlight der Schau ist dementsprechend auch das Bild eines einzelnen alten Mannes, nackt, mit Bart und weißer Mähne mitten auf der Straße, der wie ein gestrandeter Meeresgott im Netz verheddert zu sein scheint. Eine ebenfalls gelungene Arbeit zeigt eine Kette wie Dominosteine umgefallener Menschen, die quer über die Josefstädterstraße liegen und zwei Taxis die scheinbar von diesem nackten Hindernis an der Weiterfahrt gehindert werden. Zu recht berühmt ist der Künstler aber durch seine Masseninstallationen im öffentlichen Raum geworden. In diesen arrangiert er hunderte, manchmal tausende völlig entkleideter Menschen an öffentlichen Plätzen so, dass eine zumeist sehr abstrakt wirkende, der Architektur zuwiderlaufende oder diese hervorhebende „Skulptur“ aus nackten Leibern entsteht. So entsteht eine Spannung zwischen der intimen Nacktheit des Individuums und dem völligen Verschwinden in der Masse aus Körpern. Dies alles an Plätzen, die zumeist sehr prominent und normalerweise mit angezogenen Menschen bevölkert sind. In der nichtssagenden Architektur des Ernst Happel Stadions entsteht eine solche Spannung nicht. Dass die Schau dennoch eine gute Gelegenheit ist, sich mit dem Werk von Tunick auseinander zu setzen liegt an den weniger spektakulären, aber sehr gelungenen Installationen mit nur einigen „DarstellerInnen“. Diesen anderen Tunick kennen zu lernen, lohnt sich allemal.
Mehr Texte von Wolfgang Pichler

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Spencer Tunick - Vienna
03.10 - 04.11.2008

hilger contemporary
1010 Wien, Dorotheergasse 5
Tel: +43-1512 53 15, Fax: +43-1-513 91 26
Email: contemporary@hilger.at
http://www.hilger.at
Öffnungszeiten: geschlossen


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