Werbung
,

Ist die Welt schlecht und wird sie das auch bleiben?

In der Ausstellung UTOPIA im Rahmen von Paraflows 08 werden Bilder von Terrorattentaten á la 9-11 zu Sujets, die Wohnzimmerwände schmücken (ubermorgen.com), Menschen werden über kontrollierte Bewegungsströme gelenkt (Eva Grubinger), Urlaubsreisen führen in Kriegsgebiete (Adel Abidin), Technologieschrott bestimmt die Umwelt (Albert Mayr) und letzte Wünsche werden nicht mehr länger den Nachkommen, sondern nur noch dem Netzwerk anvertraut (Carlos Katastrofsky). Flughäfen werden zum Sinnbild isolierter Machtlosigkeit. Hier trifft das System schutzlose Individuen, die ihm nur vertrauen können. Dies trifft auch auf den Bunker selbst zu, in dem das Festival nun zum zweiten mal stattfindet. Warten wird zum Thema, sowohl in der Videoarbeit von Constanze Ruhm, in der sieben Frauen der Filmgeschichte schließlich ungewissen Zukünften entgegenfliegen werden, als auch in der Performance von Robin Rimbaud aka Scanner, der in einer Klanginstallation Angst vor der Detonation einer Bombe auslöst, dabei aber trotzdem die Hoffnung auf eine bessere Welt nicht verliert. Die zum Teil raumfüllenden Installationen inszenieren politische Probleme im Europa der Nachkriegszeit und Konzepte sozialer Utopie (monochrom), thematisieren den Garten hinter pneumatischen Mauern als Inbegriff des verlorenen Paradieses (Anna Mitterer) und zeigen individuelle Zustände. Die Frage nach Bewusstsein im Zustand des Wachkomas (Shared Inc.) taucht ebenso auf wie Unterschiede zwischen behinderten und nicht behinderten Menschen diskutiert werden (Florian und Werner Schmeiser). Phänomene der Wahrnehmung werden hinterfragt (Ruth Schnell) und menschliche Beziehungen überprüft (Susanne Schuda). Robertina Sebjanic zeigt vier „Mikroorganismen“, die auf ebensovielen Metallstelen in Kugeln eingeschlossen sind. Sie kommunizieren über ein drahtloses Netzwerk und können über empfindliche Sensoren interagieren. Wird in der Installation eine Kugel berührt, so reagieren die anderen emotional darauf. Die Objekte koexistieren gleichwertig und werden zum Sinnbild für die Komplexität des Zusammenlebens. Utopien, wie sie der Titel verspricht, sind zwar kaum zu finden und so bleiben die Weltentwürfe zugunsten von Reflexionen zur Gegenwart auf der Strecke. Judith Fegerl hat aber auch in diesem Jahr die Arbeiten klug zusammengestellt und die Ausstellung ist damit insgesamt wieder gelungen.
Mehr Texte von Ursula Hentschläger

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: