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Arte Fiera Bologna: Autark stark

Als Markttest taugt die Artefiera in Bologna kaum. Zur 33. Ausgabe versammelt sich zwar die stattliche Zahl von 200 Ausstellern in den neuen, extrem weitläufig bespielten Hallen. Doch handelt es sich um eine weitgehend italienische Veranstaltung, vor allem auf Besucherseite. Kaum ein Ausländer lässt sich blicken, am ehesten noch Franzosen, Österreicher, Schweizer und auch ein paar Deutsche. Die wenigen internationalen Galerien fallen ebenfalls kaum auf. So ist aus Deutschland ist ein knappes Dutzend Teilnehmer angereist, aus Österreich eine Handvoll. Dabei wird dem italienischen Markt eine bürgerliche Solidität nachgesagt, die sich auch heuer zu erweisen scheint. Die meisten ausländischen Aussteller kommen seit vielen Jahren nach Bologna, weil sie hier eine Sammlerschaft erreichen, die offenbar ungerne reist, jedoch über ausreichend Kaufkraft verfügt. Schon in den ersten Stunden werden rote Punkte geklebt, meist bei etablierten Positionen. Und da sind neben italienischen Künstlern für den Außenstehenden einige Überraschungen dabei. So hat Mazzoleni aus Turin gleich zu Beginn zwei mittelgroße Leinwandarbeiten von Hans Hartung für 90.000 und 140.000 Euro an einen italienischen Kunden verkauft. Mario Mauroner aus Wien und Salzburg kommt schon seit einigen Jahren. Er hat zusammen mit seinen Künstlern – darunter Italiener wie Fabrizio Plessi – die italienische Messelandschaft analysiert und sich für Bologna entschieden. Wo er dieses Jahr prompt an neue österreichische Kunden verkauft hat. Die Stimmung der meisten Aussteller ist denn entsprechend aufgräumt. „Wir hatten auch schonmal bessere Jahre, aber die Stimmung und der Besuch sind gut“, meint Stefan Röpke aus Köln, der sich den Gegebenheiten angepasst hat. Zwischen die Accrochage seiner aktuellen Künstler hat er einige international gängige Positionen eingestreut, etwa ein kleines übermaltes Florenz-Foto von Gerhard Richter für 34.000 Euro. Mut oder wahlweise Fatalismus beweist die Flowers Gallery aus London und New York, die erstmals teilnimmt: Die weltweite Krisenstimmung scheine sich zu einer Selffullfilling Prophecy zu entwickeln, „und daran wollen wir uns nicht beteiligen“, meint Sylvia Ospina. Das gezeigte Programm ist mit den Fotos aus dem orkanzerstörten New Orleans von Robert Polidori dafür umso apokalyptischer. Auffällig ist die italienische Eigenart, gleichzeitig einen ästhetischen Konservatismus mit etablierten einheimischen Größen und bisweilen klamaukigen aktuellen Positionen zu pflegen. Das Ergebnis ist etwa bei der Galerie Emmeotto aus Rom zu bewundern, die neben Arte Povera ein verspieltes Foto von Antonio Pio Saracino zeigt, auf dem eine menschliche Kapitolinische Wölfin ihre Zwillinge säugt. Aber hier gibt es eben noch den Mut zum Risiko, den man anderenorts so häufig vermisst. Immerhin führt diese Offenheit dazu, dass auch junge und eher schwierig zu vermittelnde Positionen eine Chance haben. Gerade die lebendige neapolitanische Szene ist eine Bereicherung, etwa mit der Galleria Fonti, die Fotos von Kiluanji Kia Henda mit Revolutionsreliquien aus seinem Heimatland Angola zeigt. Von Untergangsstimmung, wie sie in Köln schon seit Jahren zelebriert wird oder an mancher Stelle in Miami zu spüren war, ist man in Bologna weit entfernt. Zu große Hoffnungen werden jedoch auch hier nicht gehegt.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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Arte Fiera Bologna
23 - 26.01.2009

Arte Fiera Bologna
40100 Bologna, Quartiere Fieristico di Bologna
http://www.artefiera.bolognafiere.it
Öffnungszeiten: Do-Sa 10.30-20, So 10.30-19 Uhr


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