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Kulturhauptstadt des Führers - Kunst und Nationalsozialismus in Linz und Oberösterreich: Vorbild gegen Vorwurf

Die gigantomanischen Pläne Adolf Hitlers für die „Führerstadt“ Linz veranlassten das Landesmuseum anlässlich des Kulturhauptstadtjahres 2009, sich in einem groß angelegten Forschungsprojekt und der ebenso umfassenden Ausstellung „Kulturhauptstadt des Führers“ mit den kulturpolitischen Vorgängen in Linz und Oberösterreich während des NS-Regimes zu beschäftigen. Die komplex angelegte und dennoch nicht überladene Schau (wissenschaftliche und kuratorische Leitung: Birgit Kirchmayr) beleuchtet Bereiche der bildenden Kunst ebenso wie – in geringerem Maße – jene des Theaters, der Musik und der Literatur. Zu Beginn widmet man sich der jugendliche Prägung Adolf Hitlers, der bereits während seiner Linzer Adoleszenz stadtplanerische Fantasien entwickelte, mit Exponaten wie etwa faksimilierten Villenentwürfen und Zeichnungen des späteren „Führers“, an denen sich dessen reaktionärer Kunstbegriff schon abzeichnet. Plastisch präsentiert man die Pläne für die „Führerstadt“ ebenso wie für das „Führermuseum“, mittels CAD-Visualisierungen und Originalzitaten, etwa von Albert Speer, oder dem Tagebuch des ersten Beauftragten für das Museum, Hans Posse. Auch die, wie man es nennt, „eigene Geschichte“ des Landesmuseums wird aufgearbeitet – eine Untersuchung, die durchaus ein Vorbild für andere Häuser darstellen könnte. Wahrlich verstaubt wirken die letzten Räume der Ausstellung – was freilich mit den Exponaten zu tun hat: Übelste Blut-und-Boden-Malerei – die beliebten Bauernszenen etwa, die üblichen schwülstigen Akte – trifft auf eher harmlose Landschaften, aber auch, andererseits, abstrakte Kunst von Herbert Bayer und anderen. Obwohl Saaltexte kompakt informieren, würde man sich in diesem Teil ein wenig mehr Differenzierung wünschen. Auch im olfaktorischen Sinn muffig wird es dann bei den Theaterkostümen, etwa für die „Meistersinger“; wie omnipräsent das Regime alle Bereiche der Kultur durchdrang, zeigt sich an den Theaterprogrammen, in die Porträts von Hitler und Goebbels inklusive deren Wortspenden zur Kultur gedruckt waren. Den schaurigen Abschluss bilden schwülstige Gedichte, in denen vom „grausamen Türkensturm“, vom „Eisen vom hunnischen Huf“ und vom „wohlgewachsenen Erz“ die Rede ist. Ohne diese Ausstellung würden im nächsten Jahr sicher Vorwürfe wegen unzureichender Vergangenheitsbewältigung laut werden. Dem ist man – in einer ebenso überfälligen wie vorbildhaften – Arbeit entgegengetreten.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Kulturhauptstadt des Führers - Kunst und Nationalsozialismus in Linz und Oberösterreich
17.09.2008 - 22.03.2009

Schlossmuseum Linz
4020 Linz, Schlossberg 1
Tel: +43-732 77 20-52502
Email: info@ooelkg.at
http://www.ooekultur.at
Öffnungszeiten: Di-So, Fei 10-18 h


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