Iris Meder †,
Ernst Deutsch-Dryden - En Vogue!: Im Drydenmobil durch die Welt
Wie wenige andere stand Ernst Deutsch-Dryden für den durch seine Arbeiten verkörperten Lebensstil. Der gesuchte Werbe- und Modegrafiker in Wien, Berlin, Paris und Hollywood gab den exzentrischen Dandy und Vertreter des letzten Glanzes einer untergehenden Epoche, der selbst die Kampffliegermontur des Ersten Weltkriegs aus ästhetischen Gründen zu tragen schien. Die ebenso mondänen wie witzigen Plakate von Ernst Deutsch, der je nach Auftraggeber fallweise auch mit \"Deutsch Ernö\" signierte, bewarben Produkte wie Ödipus - den \"Stiefel der eleganten Welt\" -, Togo-Kaffeetabletten ohne Satz und Etna-Feuerlöscher. Die Direktricen der Berliner \"Hochschule für Zuschneidekunst, System Le grand chic\" scheinen sich mit ihren synchron geschulterten Riesenscheren ebenso auf einer Cabaretbühne zu präsentieren wie die Beinparade des 1912 entstandenen Salamander-Schuhe-Plakats, das den Betrachter unversehens in die Rolle des Voyeurs versetzt.
Nach Plagiatsvorwürfen setzte Deutsch seine Karriere ab 1919 unter dem Pseudonym \"Dryden\" fort. Es entstanden mehrere Plakate für Asta Nielsens Filme und einen Auftritt im Ronacher (\"!!Kein Kinofilm!! !!In eigener Person!!\"). Die Frackhemden schickte er zum Stärken nach London, das Auge mit Monokel wurde zum Logo des Produkts Dryden und zur Kühlerfigur des zum \"Drydenmobil\" umgebauten roten Austro-Daimler.
Dem Herrenausstatter Knize am Graben entwarf Dryden eine der Geschäftseinrichtung von Adolf Loos entsprechende Corporate Identity, als Kolumnist und Zeichner der \"Dame\" propagierte er 1927 den \"getupften Herrn\". Modeentwürfe und Kolumnen für \"Vogue\" huldigen dem drahtigen, weltläufigen Männerideal der eigenen Person und einem weiblichen, dessen Inkarnation Dryden in Hollywood begegnete: 1936 kleidete er Marlene Dietrich für den Wüstenfilm \"Der Garten Allahs\" ein. Dryden starb in Hollywood, das Ohr am Radio, kurz nach Hitlers Einmarsch in Wien an einem Herzschlag.
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Ernst Deutsch-Dryden - En Vogue!
10.04 - 14.07.2002
MAK - Museum für angewandte Kunst
1010 Wien, Stubenring 5
Tel: +43 1 711 36-0, Fax: +43 1 713 10 26
Email: office@mak.at
http://www.mak.at
Öffnungszeiten: Di 10-21, Mi-So 10-18 h
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