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Atelier van Lieshout - Das Leben: Bedeutungsvolle schwarze Kruste

„Soziale Utopie“, „Autonomie“ und „alternative Lebensentwürfe“ sind die Schlagworte mit denen sich das Werk von Atelier van Lieshout verbindet. Nach der Schaffung mobiler Schlaf- und Wohneinheiten, nach praktischen Lösungsvorschlägen für Kompostiertoiletten und Wasserreinigungssysteme, nach der Gründung des Freistaates AVL-Ville und zahlreichen anderen Projekten, in denen das Kollektiv Fragen nach individueller Freiheit, Gleichheit, Unabhängigkeit und die daran gekoppelten Machtverhältnisse stellte, folgten nach und nach Projekte, in denen die Kritik an der modernen Leistungsgesellschaft zunehmend schärfer wurde. So etwa in den Installationen „The Disciplinator“ und „The Technocrat“, die 2005 im Wiener MAK das Schreckenszenario eines Arbeitslagers heraufbeschworen. Stellvertretend für den Menschen, stand dabei oft der modulare AVL-Men, ein genügsamer, aus Fiberglas hergestellter Arbeiter – ein Symbol für die Uniformität der Massengesellschaft. Und nun diese pechschwarzen Gebilde aus Polyurethanschaum, jenem Material, das üblicherweise zur Herstellung von Matratzen oder als Dämmstoff Verwendung findet. Der menschliche Körper, in dem sich für AVL Rationalität, Effizienz und Ausbeutung amalgamieren, ist auch in diesen neuen Arbeiten nicht von seiner Funktionstüchtigkeit abgekoppelt. Selbst dann nicht, wenn einzelne Körperpartien, ineinander verschlungene Figurengruppen und einzelne Objekte als ornamental inszenierte, skulpturale Masse erscheinen und mit Titeln wie „Wall Decoration“ versehen sind. Auch dann nicht, wenn AVL seine Version des kunsthistorisch vielfach durchgespielten Motivs „Der Kuss“ liefert, in Anspielung auf Goyas „Los Desastres della Guerra“ einen toten Hund vom Baum hängen lässt oder der heiligen Jungfrau Maria gleich drei Kinder andichtet. Denn die eigentlichen Themen dieser Schau sind Prozesse die existenzieller nicht sein könnten. Sie behandeln den Körper von der Zeugung über die Geburt bis hin zu Tod und Verwesung. „Das Leben“, so wie es sich hier unter der starren Kruste des Werkstoffs darstellt, ist letztlich ein Triebwerk und der Mensch Material, das auch irgendwann mal kaputt geht.
Mehr Texte von Manisha Jothady

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Atelier van Lieshout - Das Leben
12.06 - 17.07.2008

Galerie Krinzinger
1010 Wien, Seilerstätte 16
Tel: +43 1 513 30 06, Fax: +43 1 513 30 06 33
Email: krinzinger@galerie-krinzinger.at
http://www.galerie-krinzinger.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 12-18, Sa 11-14 h


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