Werbung
,

Pariser Esprit und Wiener Moderne - Die Firma Portois & Fix: Avantgarde und guter Geschmack

Damals, 1873. Da konnte man auf der Weltausstellung eine "Medaille für guten Geschmack" bekommen. So Anton Fix, der einige Jahre später mit August Portois das Einrichtungsunternehmen Portois & Fix gründete, nichts sonderlich Avantgardistisches, man war Spezialist für "die französischen Königsstile", vor allem Louis XV und XVI. So etwas gefiel auch dem Kaiserhof, man richtete Kaiserin Elisabeths Wohnräume in Schönbrunn ein, auch das Appartement Kronprinz Rudolphs in Mayerling. Auftritt Otto Wagner, mit dem man 1899 bei der Einrichtung des Schnellbahn-"Hofpavillons" erstmals zusammenarbeitete. Es folgte ein Quantensprung in Richtung Moderne, Robert Fix entwarf selbst Möbel im Stil von Josef Hoffmann und Kolo Moser, für den man unter anderem die Luxuskästen "Der reiche Fischzug" und "Die verwunschenen Prinzessinnen" anfertigte. Dabei kam neben Perlmutt-Intarsien (an der Innenseite!) schon auch mal massives (!) Makassar-Ebenholz zum Einsatz – derartige Materialverschwendung gab es 30 Jahre später nicht einmal in Ludwig Mies van der Rohes Haus Tugendhat. Daneben produzierten und vertrieben – man verstand sich immer als sehr französisch – zwischen Ungargasse und Arenbergpark rund 700 Angestellte auch Stücke im floralen Art Nouveau Pariser Prägung. Am glücklichen Kulminationspunkt von Unternehmens- und Architekturgeschichte beauftragte man Max Fabiani, einen jungen Mitarbeiter Otto Wagners, mit den Neubauten des Firmengeländes. Seines dezentralen Standortes wegen zu Unrecht wenig bekannt, ist der Gebäudekomplex mit der in verschiedenen Grüntönen gefliesten, glatten Fassade eines der wichtigsten Zeugnisse der Wiener Frühmoderne, von der es bis zu Adolf Loos' Haus am Michaelerplatz nur noch ein kleiner Schritt ist. Es war der Höhepunkt von Fabianis Radikalität, die er kurz darauf zugunsten eines matten Klassizismus aufgab. Mit der Aufarbeitung der Firmengeschichte schließt die PSK dankenswerterweise nicht zuletzt eine Lücke in der Fabiani-Forschung.
Mehr Texte von Iris Meder †

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Pariser Esprit und Wiener Moderne - Die Firma Portois & Fix
08.07 - 01.09.2008

WAGNER:WERK Museum Postsparkasse der BAWAG P.S.K.
1018 Wien, Georg-Coch-PLatz 2
Email: m.pasterk@signa.at
http://www.ottowagner.com
Öffnungszeiten: Mo-Mi, Fr 8-15, Do 8-17:30, Sa 10-17 Uhr


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: