Werbung
,

The Importance of being Soho

Die Gegend um den Ottakringer Brunnenmarkt ist kein leichtes Pflaster. Viele Lebenswirklichkeiten, Herkunftskulturen, Selbst- und Fremdbilder treffen hier aufeinander. Das birgt Sprengstoff, aber auch viel kreatives Potential. Vor zehn Jahren initiierte Ula Schneider erstmals „Soho“-Ottakring, das flächendeckend Lokale, Straßen, Gassen, Hinterhöfe und Plätze zwei Wochen zum Territorium für Kunstaktionen aller Art erklärt und zur Eröffnung das ganze Quartier stundenlang in kollektive Feierlaune versetzt. Der Interaktionsfaktor ist hoch, ein sozialpolitischer Anspruch und die Eroberung des öffentlichen Raumes haben immer mehr Bedeutung gewonnen. „Was ist hier wirklich los?“ lautet heuer das Motto, unter dem der spezifische Ort mit all seinen Widersprüchen und Möglichkeiten einer genauen Sichtung unterzogen wird. Auch wenn die von den x-architekten projektierte Kranfahrt „Air Ottakring – Come fly with me“ mit ihren verheißungsvollen Vogelperspektiven an den Behörden scheiterte, ist immer noch genug los. „Lipstick on Demand“ von Katharina Struber lenkt den Blick auf die Lebensumstände von SexarbeiterInnen. „Ich wünsche mir das Recht auf Aufenthalt“ ist am Schaufenster des blumberg ° raum für gestaltung zu lesen. Davor hängt eine Box, in der man Lippenstifte spenden und so zur roten Farbe beitragen kann, die sich das Glas erobert. Das verwehrt Einblick, weckt Assoziationen zum Rotlichtmilieu und setzt ein solidarisches Zeichen. Ein Signal mit Botschaft. Bei Odo Dvorak in der Haberlgasse ist „BAODO“ von Veronika Dreier und Armin Lixl zu Gast. Sie ließen Möbel vom Gebrauchtwarenhändler von AfrikanerInnen gestalten. Deren Farbgefühl, Formenwelt und Kunstsinn verwandelt alte Bauernsessel und Co. in Unikate und zeigt sie gleichsam aus afrikanischer Perspektive. Afrika goes Europe. Einführungskurse in die urbane Überlebenskampftaktik des „Dumpster Diving“, dem Schatztauchen in der Mülltonne, bietet das Projekt „Colonia Catering“ vom Kuserutzky-Klan. Verwertbare Nahrung wird gesammelt, verkocht und beim „Colonia Catering“ - Bankett aufgetischt. Der Einfallsreichtum, mit dem KünstlerInnen aus Bratilawa und Budapest um Aufmerksamkeit rangen, ist bei „Close Encounters“ im Ragnarhof dokumentiert. So boten Mira Keratová und Lucia Tkácová ihre „Ostkunst“ in bester Marketenderinnenmanier aus dem Auto vorm Wiener MAK feil. Anschaulich postulierte Roland Farkas „An Artist has the Right to just lay around all day gazing at the Stars” in einem Liegestuhl auf dem Hauptplatz von Brünn. „Soho“-Ottakring hat noch weit mehr auf Lager, hinschauen lohnt sich. www.sohoinottakring.at
Mehr Texte von Isabella Marboe

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: