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Walter Schmögner - zum 65. Geburtstag: Als die Stifte Brannten: Vivat und Ambrosia!

Was zeichnet einen Maler aus? Womit zeichnet man jemanden aus, der mit dem 65. Geburtstag ins Pensions- und Seniorenalter eintreten würde, wäre er nicht Maler? Wie kann über die Verwerfungen geschichtlicher Umbrüche hinweg die Zunft der Maler Berechtigung erheben, sich niemals pensionieren zu lassen? Einen Maler zeichnet aus, was als sein eigenes und unverwechselbares Werk gilt. Bilder sind der Sache nach friedlich; es bedarf einer friedlichen Situation, ihnen überhaupt begegnen zu können. Bilder reflektieren die Möglichkeiten von Darstellung, von Handhabung der verwendeten Materialien in Zusammenwirkung mit der gezeigten Szenerie. Was soll ein Maler, der 1943 in Wien geboren wurde, zur Anschauung bringen, das ihn als Maler auszeichnet? Eine bereichernde Antwort auf diese bodenlosen Malerfragen ist in der Galerie Wolfgang Exner zu besichtigen, der Walter Schmögner zum 65. Geburtstag mit „Als die Stifte brannten“ eine denkwürdig schöne Ausstellung ermöglicht hat. Nicht gleich 65, aber doch viele 50 Bilder werden präsentiert, die eine eigenwillige, durchdachte, der Sehnsucht, dem Zweifel und dem Humor verpflichteten Arbeit dokumentieren. An Kinderbuchillustrationen erinnernde Zimmer mit in sich verschalten Sofalegern werden von Mücken heimgesucht (Sei still, ich höre was, Acryl/LW 2006). Räume in fader Massivität erhalten doch durch eine Luke mildes Licht (Unterirdische Querverbindung, Acryl/LW 2008). Anorektische Strichmännchen stemmen patschig gemalte Rotorgewichte (50 Jahre Kreuzschmerzen, Acryl/LW, 2005). Zahlreiche Kellerhallen mit Rosteinfärbungen und ungangbaren Treppen evozieren eine scheinbare Unendlichkeit des Untenseins; aber zum Wesen des Kellers gehört, daß es ein höheres Niveau gibt. Gestalten, soweit als Akteure in den Bildern vonnöten, sind giacomettiesk aus Kommagliedern zusammengesetzt oder von blasenartiger Durchsichtigkeit (Fremder Eindringling, Acryl/LW, 2005). Die Titel wirken ergreifend trocken. Stilistische Zitate beschränken sich nicht aufs Zitieren, sondern gemeinden minimalistische Elemente mit einer Integrität des Vergnügens ein, die Freiheit gegenüber Konventionsgläubigkeit und Schuldenken verrät. Die Geschichte der Malerei ist lang und luzide, schnauft feierlich durch und freut sich breit, daß sie immer wieder aufs Neue von der Liebe der Maler zur Malerei überrascht werden kann. Es lebe Walter Schmögner!
Mehr Texte von Gesche Heumann

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Walter Schmögner - zum 65. Geburtstag: Als die Stifte Brannten
30.05 - 22.06.2008

Galerie Wolfgang Exner
1010 Wien, Rauhensteingasse 12
Email: office@galerie-exner.at
http://www.galerie-exner.at
Öffnungszeiten: geschlossen


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