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Art Austria 1920 > 1980: Premiere zu Wien

Andernorts muss die vom klassischen Kunsthandel betreute Sektion der Klassischen Moderne, Zwischen- und Nachkriegskunst mit der Galeristenszene Kämpfe austragen, um nicht in die Ecke der Bedeutungslosigkeit gestupst zu werden. Nein, was beispielsweise in Köln das Problem, das ist in Wien das Basiskonzept und damit Programm. Die „art austria 1920 > 1980“ gibt im Museumsquartier ihr Debüt, und vorweg, es ist ein insgesamt recht gelungenes. Kinderkrankheiten gibt es immer, und die werden sich spätestens mit der nächsten Ausgabe erledigt haben. Sie betreffen hauptsächlich die Standarchitektur, bei der Besucher die Orientierung (welches Kunstwerk gehört zu welchem Aussteller) verlieren können, oder auch die Lärmkulisse der Klimaanlage, im Zelt rechts hinten wird mehr gebrüllt als diskret geplaudert. Eine leichte Unpässlichkeit gibt es dann freilich auch inhaltlich zu diagnostizieren. Die Liste der gezeigten Künstler ist nach Alphabet geordnet, und damit streckenweise demokratischer als es die Qualität dann auch tatsächlich schafft. Nicht alles Gezeigte würde – aus Sicht des Jury-gewohnten Kunsthandels – auch das Siegel Messewürdig erhalten. Initiator Manfred Lang liegt die im Titel der Messe angeführte Zeitspanne am Herzen, sechs Jahrzehnte, die „gerne aus der Wahrnehmung von Sammlern, Kuratoren und Kunsthistorikern ausgeklammert“ wurden und werden.

Zwei Welten vereint

Dass hier selbst per Konzept ausgeklammert wird, kehren wir flugs unter den Teppich. Design? Nein, man will sich von anderen Kunstmessen abheben. Außerdem ist dafür gar kein Platz, weshalb es allenfalls als Ausstattung der Messestände herhalten darf. Schade, denn das hätte der Idee zusätzliches Profil verliehen, wie Design auch auf den anderen Kunstmessen nur ein Schattendasein führen darf. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und ein steter Tropfen höhlt den Stein. Patrick Kovacs übte sich am Pfingstmontag spontan in Leihgeber-Funktion: Ernst Hilger bekam ein von Karl Schwanzer für die Zuckerfabrik Strakosch entworfenes Ensemble, ausgeführt von Thonet, und die Galerie Papst ein Schreibmöbel von Otto Wagner für die Postsparkasse. Als Spezialmesse will sich diese im übervollen internationalen Terminkalender etablieren. Ein Heimspiel für den klassischen Kunsthandel, der seit Jahren aus genau dieser Epoche Marktfrisches zu schöpfen versteht. Nicht immer erfolgreich, aber das reguliert der Markt ohnedies. Jedenfalls funktioniert der Schulterschluss zwischen der trendigen Galerienszene und dem traditionellen Kunsthandel, man bedient die experimentierfreudige Klientel der jeweils anderen Seite. Gekauft wurde damit Crossover und das schon während der ersten Preview-Minuten. An weiteren Verführungen mangelt es nicht: Ein über Werke Josef Mikls formulierter Nachruf auf den kürzlich verstorbenen Künstler (bei Wolfgang Exner) in Preisklassen von 17.000 bis 50.000 Euro, schräg vis a vis (Kovacek Spiegelgasse) ein seltenes konstruktivistisches Frühwerk des selben für 75.000 Euro. Skulpturen finden sich in allen Formaten, Arbeiten von Fritz Wotruba und vor allem Joannis Avramidis (Galerie bei der Albertina), ein Ikarus von Andreas Urteil (Galerie Ulysses) oder ein Gekreuzigter von Alfred Hrdlicka. Für Gironcolis Mega-Skulptur Xinox (Galerie Krinzinger) benötigt man neben einem entsprechenden Budget vor allem Platz.

Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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Art Austria 1920 > 1980
14 - 18.05.2008

Art Austria
1070 Wien, MuseumsQuartier Wien, Museumsplatz 1
Tel: +43/676/924 6008
Email: office@art-port.cc
http://www.art-austria.info


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