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Art Cologne 2008: Optimismus ist Pflicht

Mit kollektiv zur Schau getragenem Optimismus ist die Art Cologne in ihre 42. Ausgabe gestartet. Alle Teilnehmer haben sich herausgeputzt und zeigen sich von ihrer besten Seite. Das übliche Genörgel verkneifen sich Aussteller und Besucher gleichermaßen. Schließlich weiß man, was auf dem Spiel steht. Am Rhein wird es schon als Erfolg gefeiert, wenn es nicht schlimmer ist als beim letzten Mal. Und das ist es tatsächlich nicht. Die Schrumpfkur hat der Messe gutgetan, auch wenn die Absperrung des einen von zwei Untergeschossen etwas arg improvisiert wirkt. In den oberen beiden Räumen präsentieren sich die Galerien und Händler der etablierten Kunst aufgeräumt in den breiteren Gängen. Das Angebot reicht zwar nicht an die große Konkurrenz von Basel und Maastricht heran, ist in Deutschland allerdings konkurrenzlos. Die teuersten Werke der Messe stammen zumeist aus dem Expressionismus – bei Henze & Ketterer aus Wichtrach/Bern krönt ein Halbakt von Ernst Ludwig Kirchner die Offerte, zum Preis von 5,5 Mio. Euro. Salis & Vertes aus Salzburg haben „Wasserrosen“ von Emil Nolde (Preis 2,5 Mio. Euro) dabei. Anders als im Vormonat in Karlsruhe dürfen sie hier auch auf Abnehmer für ihre Millionenwerke hoffen. Im Bereich Modern Contemporary oder wie auch immer man das Segment der nicht mehr ganz zeitgenössischen oder zumindest preislich geadelten Kunst nennen mag, hat ihre Highlights bei den üblichen Verdächtigen. An das Fehlen von Namen wie Neo Rauch, Daniel Richter oder Anselm Reyle hat man sich längst gewöhnt. So ist Gerhard Richter bei Terminus (München) mit siebenstelligen Preisen wieder einmal der Star in diesem Bereich. Die Zeichen der Zeit haben die Veranstalter jetzt auch beim Zeitgeist erkannt. Erstmals ist mit Gabrielle Ammann//Designer's Gallery (Köln) eine Design-Galerie auf der Art Cologne präsent. Damit wird dem Trend Rechnung getragen, Design in den Kunst-Status zu erheben. Die gezeigten Objekte von Ron Arad haben in der Tat ihre Funktion weitestgehend verloren und sind fast ausschließlich Gestaltung. Von der anderen Seite nähert sich Christian Jankowski dem aktuellen Kunstbetrieb. Den inhaltsleer gewordenen Zirkus um die Ware Kunst nimmt er mit einer Performance auf die Schippe, die ein Home Shopping-Moderatoren-Paar bei Vernissage.TV Kunstwerke aus dem Messeangebot live genau so anpreisen lässt, wie sonst Billigschmuck, Gemüsehäcksler und Bauch weg-Trainer verramscht werden. Eingebettet ist die Show in den Open Space, das junge Segment, welches als großer Hoffnungsträger der Art Cologne gilt. In der aufgelockerten Standarchitektur mit Niedrigmieten von 5.000 Euro sind sogar die Galerien zu finden, die sonst nicht teilgenommen hätten. Auf die Art hat man immerhin Hauser & Wirth (London/Zürich) akquirieren können, die sich mit Johann König (Berlin) den Auftritt teilen. Ansonsten ist die von Kathrin Luz und Meyer-Voggenreiter zusammen mit Galerist Christian Nagel (Köln) verantwortete Messe in der Messe eine recht rheinische Veranstaltung, weil sich hier die Renegaten eingemietet haben, die vor einigen Monaten mit ihrem berühmten offenen Brief das Ende von Gérard A. Goodrow als künstlerischem Direktor eingeläutet haben. Just diese drei Personen werden zukünftig bei der Art Cologne an verantwortlicher Stelle tätig sein: Luz und Meyer-Voggenreiter als Verstärkung des neuen Leiters Daniel Hug und Christian Nagel als eines von neun Mitgliedern des Zulassungsausschusses. Nicht nur dem Standort Köln ist zu wünschen, dass sie ihre Sache gut machen.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art Cologne 2008
16 - 20.04.2008

Art Cologne
50679 Köln, Hallen 4 - 5, Messeplatz 1
Tel: +49-221 821 32 48
Email: artcologne@koelnmesse.de
http://www.artcologne.de
Öffnungszeiten: täglich 12 - 20 Uhr


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