Ursula Hansbauer & Wolfgang Konrad - Koloniale Saat: Von der Weltaneignung durch den Westen
Ein Raum - sensibel mit wenigen aber stimmungsvollen Elementen ausgestattet, ein durchsichtiger Vorhang aus Wolle und Kletten welcher trotz der zarten, filigranen Erscheinung die Szenerie dominiert, ansonsten wenige Fotos an den Wänden, ein paar CD-Player und ein Tisch mit einem großen schwarzen Globus darauf - so präsentiert sich die aktuelle Schau der beiden KünstlerInnen. Der schwarze Globus, dieses mehrdeutige Symbol, für eine „Landkarte“ ohne die viel zitierten „weißen Flecken“, aber auch ein schwarzer Globus, also keine weiße und damit westliche Welt. Diesen völlig geschwärzten Globus kann man aber auch als einen gescheiterten Versuch die Welt zu vermessen und zu verstehen lesen, da er zwar ohne die sprichwörtlichen „weißen Flecken“, aber gerade deswegen nicht mehr lesbar ist.
Hansbauer und Konrad stellen einige spannende Fragen, wie etwa nach der Patentierung von Lebewesen, oder der Unterwerfung des gesamten Globuses unter die westlichen Ordnungssysteme.
Angenehm fällt ausserdem auf, dass, nicht wie sonst oft, die Länge der Audiofiles jedes vollständige Anhören in der Praxis verhindert. Gekonnt wird in den Hörbeispielen zwischen Fiktion und Realität changiert und letztlich unklar gelassen wieviel das Gehörte an Fakten enthält. So wirken die Sequenzen aus dem Tagebuch eines Entdeckungsreisenden des 19. Jahrhunderts, deren Ursprung nicht geklärt wird, sehr komponiert. Doch gerade die Plausibilität der Ereignisse und die gleichzeitige Fragwürdigkeit der Herkunft des Tagebuchs erzeugen ein Spannungsfeld welches zu fesseln vermag.
Unaufdringlich und spannend im Zugang, lassen die gezeigten Arbeiten nachdenklich werden und sind dennoch ästhetisch ansprechend. Hier wird ein wichtiges und spannendes Thema der Gegenwart verhandelt ohne plakativ zu werden. Nicht zuletzt wird hier auch gezeigt, dass Kunst politisch sein kann ohne ihren künstlerischen Mehrwert zu verlieren.
25.04 - 20.05.2008
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